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Treffpunkt Konjugation

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Index » Sonstiges » "Bedrohte Wörter"
Autor Beitrag
19jolie86

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Beigetreten: 21/03/2011 11:11:39
Beiträge: 50
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Es gibt weitaus mehr „bedrohte“ Wörter als man glaubt. Diese Wörter sollen eventuell aus dem Duden gestrichen werden. Zudem kennt man auch viele. Im Internet gibt es da ein ganzes Lexikon. Ich gebe zu, viele Wörter kommen aus den neuen Bundesländern, werden da aber noch gebraucht.
Hier einige Beispiele:

Abspielgerät
Abtritt
Affenschaukel
Affenzahn
Amme
Anhalter
Backfisch
baff
Barbier
Begrüßungsgeld
Beziehungskiste
Blümchenkaffee (Habe ich heute sogar schon benutzt!)
Bredouille
Broiler
Brummi
dalli
Damenwahl
Dauerlauf
Drahtesel
Dreikäsehoch
wilde Ehe
Elchtest
Elle
Erdapfel
Familienplanung
Fete
fetzig
Firlefanz
Fisimatenten
flachsen
Fluppe
Fräulein
Galoschen
Ganove
Grießgram
Gummitwist
halbstark
Hitparade
Höhensonne
Imme
Influenza
alte Jungfer
Junggeselle
Katschi
Katzenmusik
Kaufhalle
Kavalier
Kerbholz
Knicks
kolossal (Hier müsste wahrscheinlich die Rechtschreibung überarbeitet werden.)
Kreiswehrersatzamt
Kunde
usw.

Bei manchen Wörtern sehe ich persönlich keine „Bedrohung“.


„Wir Deutschen haben die Welt beherrscht, fremde Völker, die Nordsee und die Natur - den Konjunktiv nie.“
Dieter Hildebrandt (*1927), dt. Kabarettist
wortgewandt

Normal

Beigetreten: 23/12/2010 00:53:59
Beiträge: 99
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Sprache entwickelt sich eben weiter. Manche Begriffe sind im Verlauf der Geschichte irgendwann nicht mehr aktuell (wozu braucht man heutzutage noch ein "Begrüßungsgeld", wenn es die DDR - zum Glück - nicht mehr gibt?). Wieder andere sind einfach so regional beschränkt, dass sie im Gesamtdeutschen schneller in Vergessenheit geraten.

In Sachsen nennt man das Hähnchen übrigens immer noch "Broiler". Als ich (eine Wessi) dieses Wort aber das erste Mal hörte, wusste ich zunächst nicht, was noch am selben Tag auf dem Tisch stehen würde.

Einige der oben genannten Begriffe sind übrigens - nach meiner Einschätzung - noch gar nicht sooo sehr vom Aussterben bedroht. Beispielsweise weiß ich noch immer, was ein "Backfisch" ist (ich war ja naturgemäß selbst mal einer), kenne Leute, die noch einen "Dauerlauf" statt "Jogging" machen, mag keinen "Firlefanz", stecke immer noch nicht gerne in der "Bredouille" und auch die "Beziehungskiste" ist mir noch wohlbekannt.

"Gummitwist" habe ich in meiner Kindheit auch noch gespielt, "Influenza" bekommen denke ich - leider - immer noch jedes Jahr genug Menschen, "Ganoven" sterben wahrscheinlich nie aus... Und wieso steht der "Kunde" auf der Liste der bedrohten Wörter? Oder ist DIE Kunde gemeint, also eine Nachricht?

Bei Berufen, die heutzutage immer seltener werden, kann ich es hingegen noch verstehen. Einen "Barbier" findet man meist nur noch in historischen Romanen, denn heute wird das alles vom Friseur gleich mit gemacht. Oder der Mann macht es selber. Und eine "Amme" als Kindermädchen können sich heute nur noch sehr Reiche leisten - vor Allem repräsentative Personen wie zum Beispiel solche aus dem englischen Königshaus.

Aber na ja - man könnte stundenlang über die Bedrohung und eventuelle Nichtbedrohung von Wörtern diskutieren.
Letztendlich hat man bis zu einem bestimmten Grad (also abgesehen von solchen, die man aufgrund der technischen und sonstigen Evolution oder aufgrund alternativer Ausdrücke einfach nicht mehr braucht) auch selbst einen Einfluss darauf, welche Wörter ein für allemal "aussterben" und welche weiterhin verwendet werden.

Um die Liste noch zu ergänzen:

Amtsschimmel
Augenstern
Bandsalat
bauchpinseln
blümerant
Charivari
Duttengretel
fernmündlich
Flegel
Gabelfrühstück
Hagestolz
hold
Hupfdohle
intim werden
Jutebeutel
Kreiswehrersatzamt
Kleinod
knorke
Labsal
Lichtspielhaus
Lorke
Mittelläufer
Neufünfländer
Ober
Philister
Quarre
Rauke
Schlüpfer
Sommerfrische
tofte / dufte
urst
Vollbeschäftigung (das glaube ich auch, dass es die nicht mehr geben wird...)
Wählscheibe
Xanthippe
Yuppie
zechen

Quellen:
http://www.bedrohte-woerter.de/
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,487770,00.html
http://www.focus.de/wissen/bildung/sprache_aid_124999.html
Wortraum

Normal

Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25
Beiträge: 425
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wortgewandt wrote:Sprache entwickelt sich eben weiter.
Verschwindende Wörter sind aber kein Merkmal für eine Weiterentwicklung, sondern nur für eine Entwicklung. Meines Wissens verschwinden bei allen europäischen Sprachen vor allem Wörter, während kaum echte Wörter hinzukommen. Mit echten Wörtern sind Wörter wie Baum, Haus oder laufen gemeint. Sie sind die Kernwörter und meistens recht kurz, im Gegensatz zu den Zusammensetzung und Neubildungen aus eben diesen echten Wörtern.

Außerdem läßt sich, soweit ich weiß, für Deutsch ein Verlust der Differnzierung in den letzten Jahrhunderten feststellen, was zu einem anderen Forschungsergebnis paßt und vermutlich mit ihm korreliert: der schrumpfende Wortschatz der jüngeren Generationen.

Es gibt gegenteilige Behauptungen, meistens eher von Zeitschriften wie dem Spiegel, wobei selbst in diesen Behauptungen eine Vergrößerung des Wortschatzes einzig in der Technik festgestellt werden kann, dort aber nicht in der Fachsprache – dort stirbt Deutsch langsam aus –, sondern auf umgangssprachlicher Ebene. Das stimmt, allein die Feinheiten eines Weltbildes, die Feinheiten der Gedanken, der Ansichten und Absichten, der Wünsche oder des Wissens sind auch damit nicht erfaß- und äußerbar.
wortgewandt

Normal

Beigetreten: 23/12/2010 00:53:59
Beiträge: 99
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Da hast Du Recht, Wortraum, Entwicklung ist bei Sprache (wie auch in anderen Bereichen) nicht unbedingt mit Weiterentwicklung gleichzustellen. In manchen Bereichen kann die Sprache sich insofern auch "nach hinten" entwickeln, oder zumindest stagnieren.

Bei technischen Fachbegriffen ist es ja auch klar. Hier kann sich die Sprache nur insofern weiterentwickeln, als es auch neue Dinge / Geräte / Komponenten etc. gibt. Ansonsten würden nur neue Begriffe / Synonyme für eine und dieselbe Sache gefunden, und das ist in diesem Fall nicht unbedingt zielführend. Feststellen muss ich hier aber, dass viele Fachbegriffe der Technik (z. B. aus dem Computerbereich) einfach aus dem Englischen übernommen werden. Wir nennen den USB-Stick so, ohne darüber nachzudenken. Begriffe wie "Speicherstäbchen" konnten sich bis jetzt noch nicht durchsetzen und werden allenfalls umgangssprachlich von kreativeren Gemütern gebraucht. Immerhin gibt es auch Fortschritte: Einzig die "Festplatte" gibt es als einer der wenigen Begriffe auf Deutsch ("Disketten" sind hingegen ja schon fast vom Aussterben bedroht, daher habe ich dieses Beispiel nicht genommen). Mir fällt jedoch kein anderer Begriff ein, wo wir uns die Mühe machen würden, einen prägnanten deutschen Begriff zu finden.

Oder nehmen wir die Medizin. Fachärzte sind es ja gewohnt, Krankheiten nach ihrem lateinischen Fachbegriff zu benennen. Dabei gibt es für die meisten Krankheiten durchaus deutsche Begriffe. Bei anderen wiederum müsste man sich etwas umständlicherer Beschreibungen bedienen.

Es stimmt, es gibt viele Bereiche, in denen deutsche Wörter Mangelware sind. Bei anderen - meist weniger wichtigen - Dingen hingegen gibt es so viele Synonyme, dass man sich unter Umständen kaum für eines entscheiden kann. Gut, zur Äußerung von Feinheiten in den Gedanken, Einschätzungen oder Empfindungen kann man immer noch auf Metaphern und sonstige Umschreibungen zurückgreifen. In der Wissenschaft und Bildung sind Umschreibungen hingegen eher störend und zeitaufwändig. Da geht es darum, zielstrebig Wissen zu vermitteln.

Hm, ich bin mir nicht sicher, ob der Wortschatz der Jugend generell schrumpft. Klar gibt es Milieus, in denen immer dieselben Wörter auftauchen, wo oftmals eher derbe Ausdrucksweisen dominieren. Insgesamt scheint mir die Jugend aber durchaus sehr einfallsreich mit Sprache umzugehen. OK, nicht alles, was man in Jugendsprache-Lexika nachlesen kann, ist geschmackvoll. Aber einige interessante "Blüten" findet man dabei doch. Amüsant sind viele Ausdrücke aber auf jeden Fall.

This message was edited 1 time. Last update was at 14/04/2011 23:42:03

Wortraum

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Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25
Beiträge: 425
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> OK, nicht alles, was man in Jugendsprache-Lexika nachlesen kann, ist geschmackvoll.

Vor allem werden die Wörter von Erwachsenen nicht nur gesammelt, sondern vor allem erfunden.

This message was edited 1 time. Last update was at 17/04/2011 20:52:15

Kathi67

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Beigetreten: 18/04/2011 08:37:26
Beiträge: 61
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Hallo,

könnte es nicht auch daran liegen, dass unsere Zeit sehr viel schnelllebiger ist? Viele Worte werden weniger oft gebraucht, weil man sich zum einen keine Gedanken mehr darüber macht, wie man etwas nuanciert ausdrücken könnte und zum anderen sehr viel standardisiert wird und in Kategorien eingeordnet wird.

In meiner Jugend hat man sich über die Sprache der Comics mokiert und sie als sprachgefährdend gesehen, heute sind es die vielen Abkürzungen (cu, 4u, lol, usw.) und SMS und Twitter die unsere Sprache verändern.

Ich stimme Wortgewandt zu: Wir sind dafür verantwortlich, ob Wort verschwinden oder wiederbelebt werden.

Ein solches Wort ist „Fräulein“. Ich mag dieses Wort absolut nicht und in den letzten Jahren hat man es auch kaum noch gehört. In letzter Zeit fällt mir aber auf, dass es wieder verstärkt auftaucht.

Heute gibt es so viele Möglichkeiten, sich zu Wort zu melden. Warum nützen wir diese Möglichkeiten nicht, um „aussterbende“ Worte mit neuem Leben zu erfüllen?

Liebe Grüße
Kathi
 
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