Treffpunkt Konjugation

Normal Beigetreten: 29/04/2011 21:45:33 Beiträge: 54 Offline

Liebe Forums-Mitglieder!

Früher wurden die Wörter Du und Euch groß geschrieben. (z.B. „Ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag“/ „Wir gratulieren Euch zum Baby!“) Nach aktueller Rechtschreibung schreibt man euch und du klein. „Sie“ im Sinne der höflichen Anrede wird nach wie vor groß geschrieben.

Bemerkt ihr auch immer wieder, dass das Wort Du und Euch dann trotzdem wieder groß geschrieben wird? Vor allem in Briefen, Glückwunschkarten und manchmal auch in E-Mails. Man fühlt sich dann teilweise schon unhöflich und rüpelhaft wenn man mit klein „du“ auf ein groß „Du“ antwortet. Ich verfalle dann auch wieder in ein „Du“, da ich dem anderen genauso „wertschätzend“ antworten möchte, obwohl es ja „Rechtschreibreform-mäßig“ abgesegnet ist....

Geht es noch jemandem so?

Normal Beigetreten: 05/05/2011 21:36:13 Beiträge: 22 Offline

Hallo Beatrix,

vor kurzem erst ist es mir ähnlich ergangen. Eine liebe Freundin hatte Geburtstag, da ich sie persönlich nicht erreichen konnte, nutzte ich Facebook, um ihr Glückwünsche auszusprechen. Meine Freundin ist mit sehr vielen Leuten auf Facebook befreundet, demnach hatte sie sehr viele Glückwünsche erhalten. Über 30 Personen schrieben "Alles Gute Dir" sowie "Alles Gute für Dich". Keiner der Gratulanten schrieb "dir" oder "dich" klein. Zuerst hatte ich es klein geschrieben, als ich auf senden klicken wollte, konnte ich mich nicht dazu überwinden. Ich habe den Satz umgedreht in: "Dir liebe Andrea, wünsche ich zum Geburtstag alles Gute!

Normal Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25 Beiträge: 425 Offline

Also erst einmal lassen sich Umgangs- und Höflichkeitsformen nicht durch ein Regelwerk regeln, auch wenn das im Regelwerk 1996 und 2004 versucht wurde. Wer dem so blind und geistlos folgt, ist selbst schuld.

Und dann ist es so, daß das Regelwerk 2006 erlaubt, Anreden großzuschreiben. Nach aktuellem Regelwerk der Staatsschreibung schreibt man euch und du also nicht klein; man kann sie kleinschreiben. Das konnte man vorher aber auch schon, wenn man unhöflich sein wollte.

Normal Beigetreten: 29/04/2011 21:45:33 Beiträge: 54 Offline

Hallo!

@Nell:

Ja, umformulieren geht natürlich auch.

@Wortraum: Danke für die Erklärung. Ich habe mir – für Österreich – eingebildet, gehört zu haben, dass „du und euch“ nicht nur kleingeschrieben werden können, sondern auch klein zu schreiben sind, aber man kann nicht jede Gesetzes-Reform detailliert im Kopf haben, deshalb weiß ich es nicht explizit.
Und in Wahrheit ist es auch nicht so wichtig, mich hat es nur einmal grundsätzlich interessiert, um zu erkunden ob ich damit einen groben Fauxpas begehe wenn ich bei du und euch bleibe.

Kannst du deinen Satz: „Wer dem so blind und geistlos folgt, ist selbst schuld.“ Erklären? Ich verstehe nicht worauf du dabei Bezug nimmst. Kennst du wen, der den „Regelwerken“ geistlos und blind folgt?

Lg Beatrix

Normal Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25 Beiträge: 425 Offline

Beatrix wrote:@Wortraum: Danke für die Erklärung. Ich habe mir – für Österreich – eingebildet, gehört zu haben, dass „du und euch“ nicht nur kleingeschrieben werden können, sondern auch klein zu schreiben sind, aber man kann nicht jede Gesetzes-Reform detailliert im Kopf haben, deshalb weiß ich es nicht explizit.

Wie gesagt, in den amtlichen Regelwerken 1996 und 2004 war das auch so geregelt. In der Fassung 2006 wurde diese Regel optional.

Kannst du deinen Satz: „Wer dem so blind und geistlos folgt, ist selbst schuld.“ Erklären? Ich verstehe nicht worauf du dabei Bezug nimmst. Kennst du wen, der den „Regelwerken“ geistlos und blind folgt?

Nach einer Einschätzung versuchen das die Mehrheit der Deutschen und zum Beispiel einige Verlage.

Die amtlichen Regelwerke enthalten viel unsinniges, viel leserunfreundliches, einiges fehlerhaftes und einiges sprachlich falsches. Für die beiden älteren gilt das in größerem Maße. Das hindert die meisten Schreiber nicht, die Regel sturr und mechanisch zu befolgen. Sie fragen sich nicht mehr, was sinnig, was strukturierend, was verständlich, was gemeint, was lesefreundlich ist; sie fragen, was der Staat in seinem unfertigen Regelwerk vorschreibt, um es stupide umzusetzen, sei es auch noch so falsch oder schlicht unsinnig.

Es gibt seit dem Urduden eine allgemeine Tendenz, alles regeln und alles in Regeln erfassen zu wollen. Was einst intuitiv geschrieben wurde, wurde geregelt, und die Schreiber suchten Regeln, um überhaupt Klarheit zu haben. Die Starre der Regelwerke und die hörige Einhaltung gab es auch vor Einführung der Staatsschreibung, und tatsächliche sollte mit dieser die Vormachtstellung des Dudens gebrochen werden. Seitdem wurde alles noch starrer und auch falsch. Ziel war es auch, weniger Regeln zu haben. Es wurden weniger Regeln, aber sie wurden länger und das Regelwerk größer. Das ist, wie nahezu alles, eine Farce.

Wer sich darauf einläßt, ist selbst schuld.

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