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Index » Sonstiges » "Wie deutsch seid ihr- oder traut ihr euch zu sein?"
Autor Beitrag
HerrSyntax

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Beigetreten: 04/05/2011 16:09:11
Beiträge: 65
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Hallo an Alle,

Wie deutsch ist man? Wie deutsch darf man, muss man sein- oder darf man auf keinen Fall sein? Welche Meinung habt ihr dazu. Ich denke, dass die indivduelle Beantwortung dieser Frage ganz direkt das eigene Sprachverhalten und die persönliche Einstellung zur deutschen Sprache beeinflusst. 2006, WM in Deutschland. Zum 1. Mal traut sich unser Volk so richtig hemmungslos zu feiern, beinahe jegliche demütige und schamhafte Zurückhaltung über Bord zu werfen und all den Frust jahrelangen "Stillsein-Müssens" inbrünstig aus sich heraus zu schreien.
War das verfrüht oder völlig übertrieben? Oder war es wirklich an der Zeit, die dunklen Jahre des letzten Jahrhunderts endlich hinter sich zu lassen? Oder sollte man wieder etwas bremsen und die Vergangenheitsbewältigung sachter angehen?

Iggiz

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Beigetreten: 29/06/2011 15:06:35
Beiträge: 200
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Hallo,

warum sollte ich mich schämen, ein Deutscher zu sein? Weil ein Österreicher verantwortlich für den Holocaust war? Ja, die Zeit war schrecklich und definitiv ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte, aber ich bin erst zwanzig Jahre alt und habe damit nichts mehr zu tun. Wie viele noch lebende Menschen haben wirklich im Zweiten Weltkrieg gekämpft? Ich muss mich nicht dafür schämen, dass eine andere Generation meiner Nation verantwortlich für den Tod Unzähliger ist. Ich führe ein normales Leben und habe nicht vor, die Geschichte zu wiederholen.

Natürlich können jetzt einige Leute sagen, dass es falsch ist, stolz auf seine Nationalität zu sein, aber schauen wir uns mal die Amerikaner an. Sie führen Kriege für Öl, wählen Alkoholiker zum Präsidenten und halten sich trotzdem für das mächtigste und beste Volk. Jeder Ami darf sagen, dass er stolz ist, Amerikaner zu sein und alle sagen "Wer wäre das nicht?". Warum sollte uns Deutschen dies vergönnt sein?

Auch andere Nationen haben Dreck am Stecken und die Brutalität in deren Vergangenheit lässt sich nicht leugnen. Trotzdem dürfen die alle stolz sein und mit ihrer Nation angeben. Warum also wir nicht? Ich sage es laut und deutlich. "Ich bin stolz darauf, in Deutschland geboren zu sein, hier zu leben und dieses Land mein Land nennen zu dürfen!". Nur deswegen bin ich noch längst kein Nazi.

Mit freundlichen Grüßen

Iggiz
Wortraum

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Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25
Beiträge: 425
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Iggiz wrote:Weil ein Österreicher verantwortlich für den Holocaust war?
Himmler, Heydrich, Eichmann waren auch verantwortlich, ein Großteil des Volkes war indirekt verantwortlich.

Deswegen kann man dennoch stolz darauf sein, Deutscher zu sein, das Problem ist nur, daß erstens die Zeit des Nationalsozialismus alle anderen Zeiten überschattet und, zweitens, daß einige Menschen nicht nur hellhörig und kritisch sind, was Themen betrifft, die von Deutschland oder Nationalität handeln, sondern leider überkritisch und mit Freude vermeintlich Rechtsradikales aufdecken.

Man muß daher achtgeben, wo man was und wie man etwas äußert, und auch das bewahrt nicht davor, schnell als deutschtümelnd oder rechts, im Sinne von rechtsextrem, abgestempelt zu werden. Solche einfältigen Totschlagargumente verhindern jegliche inhaltliche Auseinandersetzung.

Andererseits ist es so, daß beispielsweise der Verein Deutsche Sprache durchaus die Pflege der deutschen Sprache im Sinne hat, und das kann jedoch auch im Sinne rechtsextremer Gruppen sein. Die Anliegen überschneiden sich – das tun sie selbst bei rechts- und linksextremen Gruppen, aber sie fallen hier besonders auf.

Persönlich lege ich Wert auf Kultur und Bildung, und bei beidem gibt es nichts, worauf man als Deutscher in den letzten Jahrzehnten stolz sein könnte. Ganz im Gegenteil: was an deutschen Hochschulen passiert, ist beschämend, die Aufgabe der Bildung an Schulen zwecks Ausbildung, die Senkung des Niveaus zum Erhalt von Absolventenzahlen ist armselige Politik.

Mich reizt ohnehin das Fremde, die asiatischen Kulturen und Traditionen, eigentlich auch die Sprachen, doch für sie habe ich weder Muße noch Ergeiz genug, auch nur eine von ihnen zu lernen. Hin und wieder tut es mir deutsche und europäische Literatur des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts an, in gewisser Hinsicht also auch hier etwas fremdes.

This message was edited 1 time. Last update was at 03/07/2011 22:27:55

Daisy_bluebell

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Beigetreten: 03/01/2012 20:11:32
Beiträge: 50
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Sicher hatten wir als nachfolgende Generation es nicht immer leicht, überall sagen zu können, woher wir kommen und dass wir unsere Nationalität lieben. Und noch heute wird uns das Klischee auferlegt, Nazis zu sein, genauso wie alle Ossis sächseln (Ich komme aus MV). Oft sieht man in Filmen und Reportagen, wie viele andere Nationen ihren Nationalstolz ausleben, vorwiegend natürlich die USA. Und auch ich musste schon mitbekommen, dass man selbst dann gleich als Neonazi abgestempelt wird.
Ja, die WM 2006 und auch 2010 haben mal wieder ein wenig Würde und Stolz in die Nation gebracht und das ist auch gut so!

Wer immer tut, was er schon kann,
bleibt immer das, was er schon ist.
Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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Dieses 'Stolz darauf an Ort soundso geboren zu sein' habe ich noch nie verstanden. Wann immer ich jemanden nach den Gründen für diesen Stolz fragte, erhielt ich in etwa folgende Antwort: 'Weil…… ääähh….. ist doch ein tolles Land…'

Das mag ja auch sein aber wieso sollte man darauf stolz sein? Ich bin dankbar dafür, dass ich ohne Krieg aufwachsen und leben konnte. Dankbar, dass ich viele Chancen habe. Dass ich nicht darüber nachdenken muss, ob ich es mir leisten kann zum Arzt zu gehen. Aber all das ist für mich ein glücklicher Zufall. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, nicht dafür gekämpft – ich wurde hier glücklicherweise einfach nur geboren.

Könnt ihr mir vielleicht erklären, worin dieser Stolz für euch begründet ist?
Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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Da mich die Frage nach wie vor beschäftigt, schubse ich diesen Thread nochmal an.
Meine Frage ist übrigens keineswegs provozierend gemeint, mich interessiert wirklich wie es zu diesem Stolz kommt. Ich verstehe auch nicht, wie man beispielsweise auf das eigene Geschlecht stolz sein kann (dankbar, dass es passt schon), sofern man es nicht geändert hat. Auch bei sportlichen Ereignissen wird ja immer wieder mal von Stolz auf die eigene Mannschaft gesprochen – handelt es sich bei den Spielern um jemanden den man persönlich kennt und dessen Aufstieg man verfolgt hat, kann ich den Stolz ja verstehen – bei völlig fremden Spielern, die mal hier mal da spielen jedoch nicht.
glupeyshina

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Beigetreten: 02/02/2012 14:18:25
Beiträge: 50
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Gretchen0910 wrote:Dieses 'Stolz darauf an Ort soundso geboren zu sein' habe ich noch nie verstanden. Wann immer ich jemanden nach den Gründen für diesen Stolz fragte, erhielt ich in etwa folgende Antwort: 'Weil…… ääähh….. ist doch ein tolles Land…'

Das mag ja auch sein aber wieso sollte man darauf stolz sein? Ich bin dankbar dafür, dass ich ohne Krieg aufwachsen und leben konnte. Dankbar, dass ich viele Chancen habe. Dass ich nicht darüber nachdenken muss, ob ich es mir leisten kann zum Arzt zu gehen. Aber all das ist für mich ein glücklicher Zufall. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, nicht dafür gekämpft – ich wurde hier glücklicherweise einfach nur geboren.

Könnt ihr mir vielleicht erklären, worin dieser Stolz für euch begründet ist?


Hallo Gretchen,

ich sehe das Thema auch so wie Du. Natürlich finde ich es nicht verwerflich aus Deutschland zu kommen, oder aus irgendeinem anderen Land, aber ich kann es nicht nachvollziehen darauf "stolz" zu sein. Genauso wenig, wie die Haarfarbe, das Geschlecht, oder die sozioökonomische Schicht, in die man hineingeboren wurde, kann man auch seine Nationalität beeinflussen. Warum sollte man also "stolz" auf etwas sein, was man nicht selber erreicht hat? Außerdem bedeutet Stolz ja, dass man irgendwelche Eigenschaften mit der Nationalität verbindet. Bei Deutschen müssten es dann Treue, Ordnungsliebe, Pünktlichkeit etc. sein, wenn man den allgemeingängigen Vorurteilen Glauben schenkt. Aber das ist doch Mumpitz! Wieso sollte man von der Nationalität auf irgendwelche Eigenschaften eines Menschen schließen können? (gute oder schlechte)
Ich finde das Konzept der Nationalitäten ehrlich gesagt überholt. Früher war es den Herrschern von Ländern wichtig, ihre Untertanen an sich zu binden und gegen andere Länder aufzuhetzen, um später Kriege gegen sie führen zu können. Es war doch viel bequemer zu sagen: "Leute, wir sind alle Land XY. Land XZ ist unser Feind, weil es eben nicht XY ist. Lasst uns also XZ niedertrampeln und uns auf seinem Gebiet breitmachen, weil wir schließlich besser sind!", als "Ja also wisst ihr, nebenan gibt's reiche Beute und ich würde gerne wollen, dass ihr mir eure Söhne in die Armee gebt, damit die dann die Schätze, des Nachbarkönigs erbeuten und mir geben. Viele von denen werden sterben, aber ihr tut es ja für MICH, deswegen, wird das wohl nicht so schlimm sein, oder?". Mittlerweile kann man sich ruhig vom Konzept der Nationalitäten lösen, und die Grenzen verschwimmen lassen, wie es die Europäische Union ja versucht...
Abgesehen davon, finde ich erstens nicht, dass man sich wegen der dunklen Vergangenheit dafür schämen sollte, aus Deutschland zu kommen. Erstens hat wirklich JEDE Nation Gräueltaten begangen, die jetzt vergessen sind: Beispiel: Italien-das Römische Reich, die Mongolei-Dshingis Khan etc. und zweitens kann man wie gesagt nicht von Nationalität auf Charakter und Verhalten eines Menschen schließen, im Guten wie im Bösen. Es gibt in jedem Land Nazis und jeder sollte es mit seinem Gewissen ausmachen inwieweit er ihre Ideen billigt, aber das ist wie gesagt eine persönliche Entscheidung und kein Stigma, das man mit sich rumtragen sollte. Natürlich dürfen die Verbrechen dieser Zeit nicht vergessen werden, um als Warnung zu dienen, wenn sich Geschehnisse in egal welchem Land ereignen, die zu den selben katastrophalen Folgen führen können.
Wobei ich übrigens auch glaube, dass Deutschland im Ausland viel positiver gesehen wird, als hierzulande angenommen. Selbst in den Staaten, mit denen das Dritte Reich damals Krieg führte, unterscheidet man zwischen dem Dritten Reich und der BRD. Genauso wie niemand den Bürgern der heutigen Mongolei die Verbrechen Dschingis Khan's anlastet...

Das Leben birgt auch gute Stunden
hab Fischaugen am Strand gefunden
werd' sie auf meine Augen nähen
kann dich dann unter Wasser sehen.
-Till Lindemann
Iggiz

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Beigetreten: 29/06/2011 15:06:35
Beiträge: 200
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Hallo,

ich verstehe nicht, warum ihr nicht versteht, dass man stolz sein kann, in Deutschland geboren zu sein. Nur die Frage ist nun auch, wie man Stolz überhaupt definiert. Man kann stolz sein, auf das, was man selbst geleistet hat, oder auch auf die Gruppe, zu der man gehört. Beispiel: Mannschaftsverein. Man hat vielleicht nur einen kleinen Beitrag zum Sieg beigetragen, aber dennoch kann man stolz auf sich und die anderen Kameraden sein. Ein Ersatzspieler kann somit stolz auf den Sieg seiner Mannschaft sein, auch wenn er vielleicht gar nicht eingesetzt wurde. Auf seine Schwester kann man stolz sein, weil sie etwas erreicht, was sie sich vorgenommen hat. Stolzsein impliziert für mich auch das Glücklichsein und Frohsein einer Sache. Nationalstolz ist ein Ausdruck von Vaterlandsliebe. Vorsicht ist zu walten, wegen des Patriotismus.

Dazu habe ich dann die folgende Seite gefunden, die für mich sehr interessant war und die ich euch somit empfehle einmal selbst zu lesen:

http://www.kurzefrage.de/musik-partyzone/7033/Seid-ihr-stolz-Deutsche-zu-sein-Bitte-nicht-verwechseln-mit-Seid-ihr-stolz

http://www.kurzefrage.de/musik-partyzone/118964/Wegen-der-Nationalstolz-Frage-viel-weiter-oben-Oft-wird-begruendet-man

Auch dieser Link ist sehr interessant.

http://www.kurzefrage.de/musik-partyzone/19650/Warum-haben-irgendwie-alle-Voelker-eine-andere-Einstellung-zu-ihrem-Land

Mit freundlichen Grüßen

Iggiz
 
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