[Search]Suche [Recent Topics]Neueste Themen [Hottest Topics]Hottest Topics [Members]Mitgliederliste [Groups]Zurück zur Startseite [Moderation Log]Moderation Log [Register]Registrieren [Login]Anmelden

Treffpunkt Konjugation

Das Forum für die deutsche Sprache

Index » Sonstiges » Verständlichere Amts- und Verwaltungssprache
Autor Beitrag
Balu

Normal

Beigetreten: 17/06/2011 18:22:26
Beiträge: 9
Offline

Hallo
In vielfältigen Situationen haben Menschen, die sich in Deutschland aufhalten, mit Amtstexten und Verwaltungssprache zu tun. Dies beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod (nicht für die Angehörigen).
Ich würde gerne über ein Alltagsbeispiel schreiben: Eigener Umzug aus einer Großstadt in den ländlichen Kreis K. und damit verbunden mit der Ummeldung des eigenen Fahrzeugs. Ich stelle mich einmal unwissend und versuche mich zu informieren. Man bedenke, für Personen fremder Muttersprache ist dies noch schwieriger.
Zunächst möchte ich mich auf der Internetseite der Kreisverwaltung in K. über die Modalitäten erkundigen. Dies gestaltet sich als ein sehr schwieriges Unterfangen. Bereits auf der Startseite muss ich suchen und den Unterpunkt Ordnung und Verkehr anklicken. Ich muss wissen, dass man ein Auto in einer Kfz-Zulassungsstelle ummeldet. Im Internet war darauf leider kein Hinweis zu finden. Also rief ich dort an und fragte nach, wo denn mein Auto umgemeldet werden müsste. Antwort: „Hier!“ Für weitere Informationen klicke ich durch die Internetseite der Kreisverwaltung K. leider ergebnislos. Lediglich einige Informationen zur Anmeldung eines Neufahrzeugs (ellenlange Liste der benötigten Unterlagen für alle Eventualitäten). Ich tätige wiederum einen Anruf bei der Kreisverwaltung K.: „Welche Unterlagen benötige ich zur Ummeldung meines Kfz?“ Antwort: „Nix!“ Also fahre ich hin, nehme die Fahrzeugunterlagen und vorsichtshalber einen Schlafsack mit. Dass ich diesen später sogar benötigen werde, ahnte ich noch nicht. Dort angekommen, verlangte man von mir Unterlagen der Verwaltung meines alten Wohnsitzes. Diese sollten übermittelt werden, hinfahren wäre mir zu weit gewesen, also musste ich einmal übernachten (der letzte Bus zum neuen Wohnsitz, 3h Fahrt, war bereits weg). Hauptsache es wurden die Vorschriften beachtet.

Dieser kleine Erfahrungsbericht zeigt, dass eine, für jede Person, verständliche Umformulierung der Amtssprache nötig ist. Darüber würde ich gerne mit euch diskutieren und Beispiele sammeln.

Viele Grüße
Balu
Wortraum

Normal

Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25
Beiträge: 425
Offline

Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf Du hinaus möchtest. Auf Amtsdeutsch, auf Kanzleisprache?

Mri fallen zum Amtsdeutsch vier Dinge ein:

Nominalstil
Der übermäßige Gebrauch von Substantivierung und der Versuch, alles zu substantivieren, was sich substantivieren läßt. Insbesondere bei Verben führt dies zu einem toten Sprachstil: Menschen handeln, und Handlung wird mit Verben beschrieben.

Inhaltsleere Verben
Die vorhanden Verben sind inhaltsleere und unlebendige Verben: beinhalten, vornehmen, durchführen, erfolgen. Dies ist eine Folge des Nominalstils, denn die Bedeutung der Verben wurde in tote Substantive ausgelagert; um der Grammatik genüge zu tun, benötigt man jedoch Verben (Funktionsverben), die selbst nahezu keine oder eine sehr allgemeine Bedeutung haben.

Beide vorherigen Punkte dienen auch dazu zu strecken: statt etwas durchzuführen, wird eine Durchführung veranlaßt; etwas wird nicht geprüft, es wird einer Prüfung unterzogen.

Passiv
Die Sätze werden möglichst im Passiv geschrieben. Sollte sich noch etwas lebendiges im Stile finden lassen, so kann man es durch eine Passivkonstruktion einfach beseitigen. Im Passiv können auch unschöne Handlungen wunderbar versteckt werden.

Partizipialattribut, Endlossätze und Verschachtelungen
Die Verwendung sich leicht zu vermeiden lassender, doch fortwährend zum Einsatz kommender Aneinanderreihungen beziehungsweise Aufeinanderfolgen wenig zielführender, den Leser verloren in sich ewig hinziehenden Wortgebilden zurücklassender Partizipialattribute.

This message was edited 2 times. Last update was at 19/06/2011 21:00:45

Balu

Normal

Beigetreten: 17/06/2011 18:22:26
Beiträge: 9
Offline

Hallo,

wie geschrieben, möchte ich mit Euch die Verwendung der Amtssprache diskutieren. Darunter würde ich mich über Erfahrungsberichte freuen, in denen jemand aufgrund der Amtssprache in komische Situationen geriet. Zudem wäre eine Auflistung seltsamer Ausdrücke nicht schlecht und Vorschläge zur "Übersetzung" der Amtssprache in die übliche deutsche Umgangssprache. Ich denke, dass dies kein rein deutsches Problem ist, aber dass es durchaus Lösungen gibt. Mir ist natürlich bewusst, dass sich Ämter in einer Art und Weise ausdrücken müssen, die keine Spekulationen zulassen und der Inhalt möglichst korrekt ist (im juristischen Sinne).
Ordnungswidrigkeit - Knöllchen, Strafzettel, ...
Einen Arzt, der mich mit Fachchinesisch zutextet, würde ich eventuell wechseln. Bei staatlichen Institutionen ist dies nur bedingt möglich.

Ich bedanke mich für Eure Anregungen und Beiträge.
 
Gehe zu:   
 

Impressum · Datenschutzerklärung · Einwilligungen