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Treffpunkt Konjugation

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Index » Stolpersteine » Zuletzt mahlen/malen?
Autor Beitrag
benno1984

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Beigetreten: 05/11/2011 16:59:21
Beiträge: 27
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Hallo zusammen,

mir ist neulich die Redewendung "wer als Erster kommt, mahlt zuerst" in Schriftform begegnet. Ich dachte bisher immer, das würde sich auf "malen" [verbform]beziehen[/verbform] und sich ohne das "h" schreiben. Aber dem ist offensichtlich nicht so. In der gesprochenen Sprache ist mir nie aufgefallen, dass ich ja immer an die falsche Form gedacht habe, wenn ich die Redewendung benutzt habe.

Aber woher kommt es dann? Mit "mahlen" kann ich mir irgendwie keinen [verbform]rechten[/verbform] Zusammenhang [verbform]herstellen[/verbform] (gut, konnte ich mit "malen" auch nicht wirklich ) Da die Form "mahlen" nun die richtige ist: hat jemand eine Ahnung, wo die Redewendung her kommt?
Laura

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Beigetreten: 14/10/2011 20:12:49
Beiträge: 106
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es heißt "mahlt" und leitet sich vom Mahlen von Getreide ab - auf einer Website mit Bauernregeln habe ich die folgende Erklärung zur Herkunft der Redewendung gefunden:
als Bauern früher Säcke mit Getreide zur Mühle brachten, um es mahlen zu lassen, waren die Wege oft weit - umso ärgerlicher, wenn man spät ankam und lange warten musste, weil jemand einem zuvorgekommen war ... wer zuerst kam, mahlte eben im wahrsten Sinne des Wortes zuerst
Francar

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Beigetreten: 14/11/2011 22:15:37
Beiträge: 50
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Hallo benno1984,

wie witzig ! Ich habe den Ausdruck nämlich auch noch nie in Schrift gesehen bis jetzt und habe mir auch seit Kindertagen vorgestellt, wie alle um einen Tisch sitzen und mit Wachsstiften malen Über die eigentliche Bedeutung habe ich mir auch noch nie Gedanken gemacht, habe die Redewendung trotzdem selbst auch benutzt. Dieses Forum ist wirklich hilfreich, wieder etwas geklärt.

@ Laura

Schön, dass du auch so schnell um Aufklärung gesorgt hast und uns die schöne Geschichte geschrieben hast. Jetzt ergibt es ja auch einen Sinn. Habe auch gerade nochmal gegoogelt und genau die gleiche Antwort erhalten. Ich finde Sprichwörter und Redewendungen dieser Art sehr interessant, besonders ihre Herkünfte. Dass wir diese Ausdrücke heute noch benutzen, ist doch sehr beachtlich.

Falls jemand noch mehr solcher Beispiele hat, bitte schreiben. An so etwas bin ich sehr interessiert!
Laura

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Beigetreten: 14/10/2011 20:12:49
Beiträge: 106
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Francar wrote:

Falls jemand noch mehr solcher Beispiele hat, bitte schreiben. An so etwas bin ich sehr interessiert!



hier ein paar Redensarten auf die Schnelle:

"ein Brett vorm Kopf haben": kann man wörtlich verstehen, früher hatten Schmiede zum Schutz vor Funkenflug ein Brett vor die Augen gebunden, es war ein Teil der Arbeitskleidung - die negative Assoziation, die zur Redewendung führte, kam mit der Industrialisierung, als das Handwerk herabgestuft wurde; dann sah man das Brett vorm Kopf eben als Zeichen für niedrige Intelligenz.

"Da liegt der Hund begraben": hat nichts mit dem Hund zu tun, sondern mit dem althochdeutschen Wort "huond"=Schatz

Francar

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Beigetreten: 14/11/2011 22:15:37
Beiträge: 50
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Uh, danke Laura, das ging ja schnell und da hattest du auch gleich Beispiele parat?! Beide Beispiele finde ich super, wäre ich nie darauf gekommen.

Das ist ja witzig, wie das erste Beispiel "ein Brett vorm Kopf haben" entstanden ist. Aber auch irgendwie gemein, wenn ich da so sagen kann?! "Ein Brett vorm Kopf haben" bedeutet doch, dass man etwas begriffsstutzig ist oder nichts begreift. Nur weil das Handwerk herabgestuft wurde, bedeutet das ja nicht, dass die Handwerker nicht intelligent waren, im Gegenteil, wie schlau von ihnen, ein Brett vor den Kopf zu spannen zum Schutz Naja, die Arroganz der Industrialisierung

Und dein zweites Beispiel gefällt mir ganz besonders. Das hätte ich nie erraten, dass das eigentlich von Schatz kommt. Ich werde diesen Ausdruck jetzt häufiger benutzen, gefällt mir wirklich gut.

Danke Laura!

Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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Dass Wörter im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verändern, wie im Fall ‚Hund-Huond‘ hat mich bei einer Redewendung vor wenigen Wochen auch verwirrt. Ich benutzte das Sprichwort ‚Jemanden einen Bären aufbinden‘ und fragte mich plötzlich ‚Wie zur Hölle soll man denn jemanden einen Bären aufbinden?‘

Des Rätsels Lösung: Der Bär soll nicht das fellige, brummende Tier sein – sondern von dem Begriff ‚Bar‘ abstammen, was so viel wie Last bedeutet. Eine Last aufbinden macht natürlich deutlich mehr Sinn als ein riesiger Bär – bis dahin hatte ich das aber einfach so hingenommen und nie darüber nachgedacht. Obwohl auch Last ja nicht der heutigen Bedeutung des Sprichwortes entspricht.
Laura

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Beigetreten: 14/10/2011 20:12:49
Beiträge: 106
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im Zusammenhang mit dem begrabenen Hund habe ich vor ein paar Tagen übrigens etwas interessantes gehört: ein Bekannter hat mich daran erinnert, dass es den Ausdruck "hier ist der Hund begraben" wortwörtlich genauso im Russischen gibt. Dort zieht die Erklärung mit dem Schatz nicht, weil das russische Wort für "Hund" meines Wissens keine andere Bedeutung als das Tier haben kann... ist es möglich, dass solche Redewendungen aus dem Deutschen in andere Sprachen übernommen wurden? Kennt ihr vielleicht noch andere Beispiele aus anderen Sprachen, dem Englischen oder so
Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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@ Laura: Deine Frage finde ich sehr interessant. Ich hatte studienbedingt einmal viel Kontakt zu deutschlernenden russischen Frauen. Eine ihrer Aufgabe war einmal das Sammeln aller Sprichwörter die sie kennen – dabei gab es sehr viele Übereinstimmungen mit den deutschen Sprichwörtern.
Aus dem Englischen kenne ich einige Sprichwörter die zumindest der Bedeutung nach Ähnlichkeiten mit deutschen Sprichwörtern aufweisen. Wie beispielsweise:

A bird in the hand is worth two in the bush – Der Spatz in der Hand ist mehr wert als die Taube auf dem Dach

No Pain, no gain – Ohne Fleiß kein Preis

Out of sight, out of mind – Aus den Augen, aus dem Sinn
Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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Ich glaube übrigens nicht, dass die meisten dieser Sprichwörter aus anderen Sprachen ‚entwendet‘ wurden. Wobei das mit Sicherheit auch des Öfteren vorkam und noch vorkommt. Russisch, Englisch, Deutsch und andere Sprachen gehen aus den gleichen sprachlichen Wurzeln hervor, daher könnten zumindest einige Sprichwörter bereits sehr alt und deswegen in gleicher oder ähnlicher Form in vielen Sprachen vorhanden sein.

Soweit zumindest meine Theorie, die ich allerdings weder belegen noch beweisen kann. Mich würde aber interessieren, ob es Literatur zu diesem Thema gibt. Überhaupt finde ich Sprichwörter und ihre Herkunft gerade sehr interessant. Kennt vielleicht jemand ein gutes Buch zu deren Herkunft, Bedeutung und Verbreitung?
Wortraum

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Beigetreten: 06/11/2010 19:47:25
Beiträge: 425
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Wie wäre es mit Kurt Krüger-Lorenzens Deutsche Redensarten? Das ist erschwinglich, enthält viele Redensarten und zu jeder eine Erklärung, was sie bedeutet und woher sie stammt. Über die Verbreitung kannst Du darin jedoch nichts finden.

This message was edited 1 time. Last update was at 29/11/2011 20:04:09

Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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@wortraum: Vielen Dank für den Tipp! Ich habe gerade einen Blick darauf geworfen und dabei auch noch das folgende Buch gefunden: ‚Schwein gehabt!: Redewendungen des Mittelalters‘ von Gerhard Wagner. Darf man den Leserkommentaren glauben, ist auch das ein ganz unterhaltsames und informatives Werk.

Wie sich Redewendungen / Sprichwörter verbreiten und inwiefern sich ein Ursprung noch verlässlich feststellen lässt, scheint allerdings noch keinen allzu großen Einzug in die Fachliteratur gefunden zu haben. Zumindest ergab meine erste Suche nicht den gewünschten Treffer mit Namen ‚Alle Redewendungen unseres Universums - Ursprung und weltweite Verbreitung‘

Leider, denn das Buch hätte ich auch direkt bestellt.
 
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