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Treffpunkt Konjugation

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Index » wortwörtlich » geschwächte Starke (Verben mit starker und schwacher Beugung)
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Netzverb

Normal
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Beigetreten: 07/05/2009 20:06:38
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(1) wiegen (wog, gewogen)
(2) wiegen (wiegte, gewiegt)
(3) wägen (wägte, gewägt)

"Hat er sich in Sicherheit gewiegt oder gewogen?"
Was meinen Sie? Richtig! Er "wiegte" sich in Sicherheit,
wohingegen er sein Gewicht "wog".

"Wiegen" in Verbindung mit Masse (Gewicht) wird immer stark
gebeugt, also wog, gewogen (Bsp: sie wog zuviel, sie hat
sich gestern gewogen, er wog die Äpfel im Supermarkt). Im Sinne
von hin und her bewegen indes immer schwach (wiegte, gewiegt).
Von letzterem leiten sich auch die Substantive "Wiege",
"Wiegemesser", ... ab.

Aber was ist mit "wägen"? Wägen ist fachsprachlich und wird
(von Technikern) für "abwiegen", also für den Vorgang der
Massebestimmung (i.d.R. auf die Waage legen), verwendet.
Netzverb

Normal
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Beigetreten: 07/05/2009 20:06:38
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(1) bewegen (bewog, bewogen)
(2) bewegen (bewegte, bewegt)

Die Beleidigung bewog ihn, tief bewegt sich nicht
von der Stelle zu bewegen.

Wie Sie sehen, stecken in "bewegen" 3 verschiedene
Bedeutungen. Zunächst kann man bewegen im Sinne von
"veranlassen zu" gebrauchen; diese Bedeutung fordert
eine starke Beugung. Schwach gebeugt wird indessen
im Sinne von "innerlich aufgewühlt, ergriffen, erregt"
und im Sinne von "seinen Standort verändern".

Der einleitende Satz kann also auch so lauten:
Die Beleidigung veranlasste ihn, tief ergriffen einfach
ruhig stehen zu bleiben.
Netzverb

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Beigetreten: 07/05/2009 20:06:38
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(1) schaffen (schuf, geschaffen)
(2) schaffen (schaffte, geschafft)

Stellen Sie sich vor, Sie schlagen ein berühmtes Buch
auf und lesen: "Am Anfang schaffte Gott Himmel und Erde".
Das klingt nicht nur unschön, sondern ist zudem auch
falsch. Man beugt nämlich in Verbindung mit schöpferischen
oder künstlerischen Tätigkeiten immer stark, sprich: der
Künstler schuf ein Gemälde und Gott schuf Himmel und Erde.

Für uns Normalsterbliche bleibt demnach nur der schwache
Gebrauch von schaffen. Man schaffte also Ruhe und Ordnung,
genauso wie man viel Platz geschafft (nicht geschaffen!) hat.
Und zu guter Letzt darf man natürlich nicht den Streß auf
Arbeit vergessen; der schafft einen bekanntlich ganz gewaltig.
Netzverb

Normal
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Beigetreten: 07/05/2009 20:06:38
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(1) weben (wob, gewoben)
(2) weben (webte, gewebt)

Der Dichter webt stark und die Textilindustrie
schwach. Somit werden also Teppiche gewebt und
Sagen gewoben. Es sei denn, es handelt sich um
den sagenumwobenen fliegenden Teppich.

This message was edited 1 time. Last update was at 26/04/2010 13:04:57

Netzverb

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Beigetreten: 07/05/2009 20:06:38
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(1) schleifen (schliff, geschliffen)
(2) schleifen (schleifte, geschleift)

Messer werden "geschliffen", der Hochzeitsschleier der
Braut wird aber über den Boden "geschleift". In der Armee
"schliff" man die Soldaten, der Sprengmeister "schleifte"
aber das alte Haus.

Wiewohl gleich geschrieben, stecken also in dem Wort "schleifen"
2 Bedeutungen. Solche Wörter nennt man auch "Homonyme". Bei
schleifen wird der Unterschied u.a. mit der Beugung (Konjunktion)
sichtbar. Schleifen im Sinne von "Messer schärfen" oder "Soldaten
schinden" wird stark (schliff, geschliffen), in der Bedeutung
"über den Boden ziehen" oder "dem Erdboden gleichmachen" jedoch
schwach (schleifte, geschleift) konjugiert.

Homonym sind übrigens alle Wörter, die in der Rubrik "geschwächte
Starke" noch vorgestellt werden bzw. schon vorgestellt wurden.
 
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