[Search]Suche [Recent Topics]Neueste Themen [Hottest Topics]Hottest Topics [Members]Mitgliederliste [Groups]Zurück zur Startseite [Moderation Log]Moderation Log [Register]Registrieren [Login]Anmelden

Treffpunkt Konjugation

Das Forum für die deutsche Sprache

Index » Stil » Werbesprache - komische Sprache
Autor Beitrag
MandyS

Normal

Beigetreten: 02/05/2010 14:01:55
Beiträge: 40
Offline

Hallo @all,

heute ist mir ein merkwürdiges Werbeplakat einer hiesigen Bäckerei aufgefallen. Darauf wurde das neueste Produkt dieser Firma beworben, ein Brot mit der "Uhr-Zeit-Kruste" beziehungsweise der "Uhr-Zeit-Garantie". Das bedeutet, dass diese Brote eine Papiermanschette tragen, auf der die Uhrzeit vermerkt ist, zu der das Brot den Backofen verlassen hat. Aber warum musste das so komisch geschrieben werden? Das Wort wird doch normalerweise "Uhrzeit" und nicht "Uhr-Zeit" geschrieben!?

Welches Ziel mag dieses Stilmittel haben? Soll die Lesbarkeit durch diesen Bindestrich erhöht werden? Ich finde das aber nicht sehr wirksam, mir ist es dadurch eher schlechter lesbar erschienen. Aber ich habe so das Gefühl, dass die allgemeine Tendenz der deutschen Sprache eher dahin geht, immer mehr Bindestriche zu setzen.
Ist euch das auch schon aufgefallen, und habt ihr Beispiele dafür?
daamin

Normal
[Avatar]

Beigetreten: 30/11/2009 22:50:23
Beiträge: 309
Offline

Hallo MandyS,
diese Werbung hat ihren Zweck voll erfüllt : Du hast dich gewundert und darüber nachgedacht, was der Sinn der Werbung ist und ob das Produkt eine Besonderheit hat. Werbesprache beinhaltet Effekthascherei, manchmal schockt Werbung sogar durch Hässlichkeit oder moralische Grenzwertigkeit. In dem konkreten Fall soll wohl auch eine Assoziation mit dem Begriff "Urzeit" hergestellt werden, man soll an altbewährte Handwerkskunst, ein Produkt mit einer köstlichen Kruste denken im Gegensatz zu einem Produkt aus moderner Industrieproduktion.
Da Werbeleute kreativ sind oder zumindest sein sollten , ist die Werbung natürlich eine Fundgrube, wenn man sich für progressive Weiterentwicklung der Sprache interessiert. Zu einigen Auswüchsen habe ich in diesem Forum schon gepostet, zum Beispiel zum Gebrauch von "SMSen" als Verb.

LG
daamin
MandyS

Normal

Beigetreten: 02/05/2010 14:01:55
Beiträge: 40
Offline

Hallo daamin,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Auf die Idee mit der Assoziation zum Begriff "Urzeit" bin ich noch gar nicht gekommen, finde sie aber sehr einleuchtend.

Ob diese Werbung allerdings wirklich ihren Zweck (Aufmerksamkeit schaffen, den Betrachter zum Nachdenken über das Produkt anregen) erfüllt hat - nun, da bin ich mir nicht so sicher.
Ich habe zwar tatsächlich aufgrund der merkwürdigen Schreibung des Wortes "Uhr-Zeit" angefangen darüber nachzudenken und mich recht intensiv mit dem Produkt beschäftigt, aber ich stelle hier mal die These in den Raum, das ich damit eher die Ausnahme bin. Ich glaube, die Mehrzahl der Deutschen hätte an der Schreibung nichts Merkwürdiges gefunden und sie ungefragt akzeptiert. Warum sonst geht der Trend immer mehr dahin, Komposita mit Bindestrich zu trennen? Einer fängt damit an, und andere machen es einfach nach. Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege...

Liebe Grüße,

MandyS
Fee

Normal
[Avatar]

Beigetreten: 30/04/2010 10:45:54
Beiträge: 50
Offline

hallochen

So etwas nennt man "Sprachpancherei" und ich habe was für euch gefunden:
1998 erhielt den "Sprachpanscher" der Telekom-Manager Ron Sommer für eine Werbeaktion mit Sunshine- und Moonshine-Tarifen, City-Call, Free-Call, German-Call. Auch bei solchen Begriffen geht es einzig und allein darum, sich als Global Player, als Weltkonzern darzustellen. Besser als durch eine Karikatur auf der Internet-Seite des "Vereins für deutsche Sprache" kann man eine solche Aktion nicht kommentieren: Ein telefonierender Mann sagt: "Herr Ron Sommer, wenn ich bitten dürfte ... Ach Gott ...der versteht mich ja nicht! Attention: ... A short-distance-call to Mister Ron Sommer please".
Für ähnliche Leistungen wie Ron Sommer ist ein Jahr später der damalige Vorstandschef der deutschen Bahn AG Johannes Ludwig als "Sprachpanscher des Jahres" ausgezeichnet worden. Die Bahn hatte die guten alten Informationsschalter Die Bahn hatte die guten alten Informationsschalter in Service points, den Fahrkartenschalter in Ticket counter und die Toiletten in McCleans umbenannt. Zum Teil wurden solche Umbenennungen inzwischen wieder rückgängig gemacht, die Bahnoberen hatten wohl gemerkt, dass diese Werbeaktion bei den Bahnkunden nicht angekommen war. Allerdings hat sich die DB im Juni dieses Jahres selbst übertroffen: Das Auslandskursbuch ist da
Zusammenarbeit mit dem internationalen Reise-Verlag Thomas Cook herausgegeben, fast komplett auf Englisch erschienen. Ein deutscher Reisender, der sich über die Zugverbindungen von Dresden nach Prag informieren möchte, muss nun also der englischen Sprache mächtig sein, um seinen Zug im Fahrplan zu finden.
Anrheiner

Normal

Beigetreten: 26/06/2010 18:38:22
Beiträge: 52
Offline

Grüß Gott,

ach die Marketingsprache bietet soviel zum Schieflachen:

Angefangen von "Come in and find out" einer bekannte Pafümerie => Übersetzt: Komm rein und finde wieder raus! über diverse Produktnamen: beispielsweise "Phaeton" ein vermeintlich passender Name für eine Luxuskarosse (Kraft, Männlichkeit, Potenz) erweist sich als der Name eines noch nicht mal spätpubertierenden Götterjünglings, der mit dem Wagen des Sonnengottes nicht umgehen konnte und so die Erde in Brand steckte.

Das ist ja das Kreuz mit dem ganzen hippen Pseudoenglisch: wer ärgert sich nicht über die ganzen "Stores" und "Meeting-Points". Und wer hat schon mal ein "No-Go" (Nein-Geh) übersetzt?

Zu internationalen Werbepannen gibt es schon ein Buch:
Wer trinkt die wächserne Kaulquappe? von Wolfgang Hars

Vielleicht sollte mal einer eins schreiben, in dem die Werbe - und Marketingformeln allgemeinverständlich ins Hochdeutsch übertragen werden. Da würde sicher auch die eine oder andere Panne offenbar werden.

"Es stimmt: Eine Grille arbeitet nicht. Aber eine Ameise kann auch nicht singen."
Unbekannt
aus: Eduardo Galeano: Die Füße nach Oben
Undine

Normal

Beigetreten: 06/09/2010 11:25:24
Beiträge: 50
Offline

Hallo Mandys,

genau wie Du habe ich auch das Gefühl, dass seit der Rechtschreibreform immer mehr Wörter, vor allem zusammengesetzte Substantive mit Bindestrich geschrieben werden. Ich neige auch eher dazu, gleich alles zusammen zu schreiben. So heißt es jetzt wohl Super-Model oder Candle-Light-Dinner.
Werbesprache soll ja in erster Linie kurz, prägnant, knackig, einprägsam und ansprechend sein. So bleiben einige Werbesprüche auch eher hängen, wahrscheinlich auch, weil man die Slogans so oft gesehen und gehört hat, andere vergisst man sofort. Übrigens wurde ja die Joghurt-Werbung mit der Enkelin von Egon Wellenbrink unlängst als nervigster Spot eingestuft.
Hier könnte ich ja eine kleine Aufzählung machen, welche Slogans mir sofort im Gedächtnis sind. Das soll natürlich keine Schleichwerbung sein.

Wir bei Dea, wir tanken sie auf!, Geiz ist geil!, Weil ich es mir wert bin!, Ich bin doch nicht blöd., Da weiß man, was man hat.,Otto...find´ich gut.

Viele Grüße von Undine
 
Gehe zu:   
 

Impressum · Datenschutzerklärung · Einwilligungen