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Treffpunkt Konjugation

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Index » Sonstiges » Bedeutungen von Redewendungen und Weisheiten
Autor Beitrag
marlenesophie

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Beigetreten: 30/05/2010 11:20:23
Beiträge: 51
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Hallo,
Ich finde es interessant, dass viele Redewendungen einen ganz anderen Ursprung haben als man [verbform]denken[/verbform] würde, deswegen eröffne ich hierzu mal ein neues Thema.
Viele von euch [verbform]kennen[/verbform] sicherlich die alte Weisheit: Bier auf Wein- lass es sein, Wein auf Bier- das lob ich mir!
Hierzu gehört die alte Binsenweisheit, dass man einen Kater bekommt, wenn man zuerst Wein und dann Bier trinkt, aber keinen, wenn man zuerst Bier trinkt und anschließend Wein.
Tatsächlich hat der Spruch aber einen ganz anderen Ursprung, nämlich, den, dass Wein das Getränk der Adeligen war und Bier das Getränk des armen Volkes. Trinkt man also zunächst Wein und dann Bier bedeutet dies sozialen Abstieg. Trinkt man aber erst Bier und dann Wein, heißt das, dass man es zu etwas gebracht hat.
Kennt ihr auch solche Lebensweisheiten, die einen anderen Ursprung haben als man denkt?
Viele Grüße marlenesophie
Gipsy

Normal

Beigetreten: 31/05/2010 21:08:04
Beiträge: 26
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Hallo marlenesophie,

ein interessantes Thema hast du da angesprochen. Ich hatte vor ein oder zwei Jahren mit den Kindern "Wissen macht Ah!" geschaut, da haben sie regelmäßig Redewendungen unter die Lupe genommen. Lustig, was da teilweise heraus kam.

Zum Beispiel die Redewendung: mach den Teller leer, dann gibt es morgen schönes Wetter!
Das hat überhaupt nichts mit dem Wetter zu tun, sondern ist wohl ein norddeutscher Dialekt. Ich bin jetzt nicht darin bewandert, aber es meinte wohl etwas in der Form: wenns Essa aufgessen wird, gibts guates werra - also gutes wieder = wieder was Gutes (Oh mein Gott, die Wiedergabe des Dialektes wird bei mir eher bayerisch ).

Jedenfalls scheint der Sinn keine Wettermanipulation zu sein, sondern eher eine Aufforderung, dem Koch eine Freude zu machen und den Teller leer zu essen, damit er Lust hat, auch das nächste Mal etwas Gutes zu zaubern

Ich bin schon gespannt, ob noch jemand einen interessanten Beitrag hat.

Viele Grüße
Gipsy
TS-Garp

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Beigetreten: 02/06/2010 11:02:41
Beiträge: 26
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Ist doch alles "Hokuspokus" - also Zauberei und damit ggf. die Verwandlung von einer Sache in eine andere. Genau so, wie beim Abendmahl in der katholischen Kirche der Wein zu Blut wird. Und dazu hat der Pfarrer in den früher lateinisch abgehaltenen Gottesdiensten gesagt: "Hoc est enim corpus meum". Und daraus macht Volkes Ohr und Volkes Stimme im Zeitablauf eben ein "Hokuspokus". Woher dann allerdings das "Fidibus - dreimal schwarzer Kater" stammt, da muss ich selber passen.
marlenesophie

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Beigetreten: 30/05/2010 11:20:23
Beiträge: 51
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Hey ihr,
wow da kommen ja echt überraschende Sachen bei rum! Hätte nicht gedacht, dass das gar nicht wirklich Wetter bedeuten sollte, sondern „wieder“ quasi. Also falls ich mal wieder für schönes Wetter essen soll, weiß ich Bescheid
Und dass der Spruch Hokuspokus ausgerechnet aus der Kirche kommt, finde ich ja auch witzig. Dabei hat sich die Kirche doch so bemüht alle Hexerei und Zauberei auszumerzen. Dumm gelaufen würd ich sagen
Naja jetzt werd ich mich gleich mal auf die Suche machen, ob ich da vielleicht noch ein weiteres falsch ausgelegtes Sprichwort finden kann, da gibt’s doch sicher noch so einige
marlenesophie

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Beigetreten: 30/05/2010 11:20:23
Beiträge: 51
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Und da hab ich doch auch schon was gefunden!
Folgende Redewendung habe ich gefunden: kein Schwein oder keine Sau
Da gibt es ja vielfältige Anwednungsmöglichkeiten:
"Das kann ja kein Schwein lesen!"; "Das interessiert doch keine Sau!"; "Kein Schwein ruft mich an!"; "Natürlich hat mich wieder mal vorher keine Sau informiert!"; "Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein!"
Nun hab ich dafür folgende Definition gefunden:
Diese Redensart soll aus Schleswig-Holstein stammen. Im späten Mittelalter gab es nur wenige Leute, die lesen und schreiben konnten und damit auch teilweise ihr Geld verdient haben. So hat es in der Nähe von Schleswig eine Familie mit Namen Swien gegeben, die diese Fähigkeiten besaß und für die Leute der Umgebung diese Dienstleistungen vollzog. Wenn einem Swien ein Schriftstück vorgelegt wurde, welches unleserlich war, musste der Kunde wieder von dannen ziehen - denn das konnte noch nicht mal ein Swien lesen. "Swien" ist übrigens nicht nur ein Familienname in Norddeutschland, sondern bedeutet im Plattdeutschen "Schwein" (Hinweis eines Nutzers).
Ein anderer Nutzer schreibt: "Das kann ja nicht mal Peter Swyn lesen = kein Schwein lesen": Damit ist der oft als Rechtsbeistand tätig gewesene Peter Swyn (1480-1537) aus Lunden/Dithmarschen gemeint, wenn etwas unleserlich war. Er war ein angesehener Mann, der in Rostock studiert hatte.
Viele Grüße marlenesophie
Gipsy

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Beigetreten: 31/05/2010 21:08:04
Beiträge: 26
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Ich habe noch etwas nachgedacht und mir sind aus der Sendung noch ein paar Redewendungen eingefallen.

"Etwas abklappern" zum Beispiel.
"Ich habe alle Geschäfte abgeklappert, aber nichts Passendes gefunden". Abklappern bedeutet soviel, wie alles absuchen und es kommt ursprünglich wohl von der Treibjagd, wo die Treiber mit Klappern durchs Unterholz streifen und mit Klappern Lärm machen, um damit das Wild aufzuscheuchen.

Und "ins Fettnäpfchen" treten hat wohl wirklich diese Bedeutung , da früher am Ofen eine Schüsselchen mit Fett stand, um die Schuhe wieder wasserdicht und geschmeidig zu machen nach dem Trocknen. Und wer unvorsichtig war, ist da anscheinend schon mal hinein getreten Und dieses ungeschickte Verhalten hat dann der Hausfrau durchaus die Laune verdorben und sie verärgert.

Viele Grüße
Gipsy
marlenesophie

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Beigetreten: 30/05/2010 11:20:23
Beiträge: 51
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Hallo,
mir ist noch etwas eingefallen. Und zwar das Sprichwort: „Du kannst mir mal den Buckel runterrutschen!“
Das soll ja so viel bedeuten wie: „Ach lass mich doch in Ruhe, alles was du mir sagen könntest, interessiert mich nicht“
Ursprünglich kommt diese Redewendung wohl aus der Zeit der Ritter, denn ein Buckel ist der rundliche Beschlag in der Mitte des Schildes. Die Redensart kann man so verstehen, dass während der Kämpfe verwundete oder tote Soldaten an der Rundung des Schildes des Gegners, dem „Buckel“ hinunterrutschten. Erst im 15. Jahrhundert nahm das Wort die heute geläufigen Bedeutungen (Rücken) an.
Viele Grüße marlenesophie
Loui

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Beigetreten: 04/06/2010 21:27:13
Beiträge: 52
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Hier nochmal wie versprochen der Link, den ich zu einem anderen Thema bereits erwähnt hatte.Hierher passt er aber noch besser:

http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegr...=relevanz&suchspalte[]=rart_ou

Gruß,
Loui

"Der Mensch ist Herr der Gegensätze, sie sind durch ihn, und also ist er vornehmer als sie. Vornehmer als der Tod, zu vornehm für diesen – das ist die Freiheit seines Kopfes. Vornehmer als das Leben, zu vornehm für dieses – das ist die Frömmigkeit in seinem Herzen." Thomas Mann "Der Zauberberg"
 
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