[Search]Suche [Recent Topics]Neueste Themen [Hottest Topics]Hottest Topics [Members]Mitgliederliste [Groups]Zurück zur Startseite [Moderation Log]Moderation Log [Register]Registrieren [Login]Anmelden

Treffpunkt Konjugation

Das Forum für die deutsche Sprache

Index » Sonstiges » "Sprachentwicklung in der modernen Mediengesellschaft" H. Glück
Autor Beitrag
Loui

Normal
[Avatar]

Beigetreten: 04/06/2010 21:27:13
Beiträge: 52
Offline

Ich habe mich mit dem sprachwissenschaftlichen Text “Sprachentwicklung in der modernen Mediengesellschaft” von Helmut Glück näher auseinandergesetzt. Leider hab ich den Artikel nicht im Internet gefunden, sondern aus einer Zeitung herausgeschnitten Und ich weiß, dass auf Quellen hier großen Wert gelegt wird. Ich versuche das nachzureichen - notfalls tipp ich ihn noch ab.

Im Internet hab ich nun erstmal nur das zum Autor gefunden, aber im Allgemeinem schreibt er dort auch über die Themen, welche in diesem Artikel angesprochen werden.

http://books.google.de/books?id=ytmKYK2wxS0C&pg=PA265&dq=Helmut+Gl%C3%BCck&hl=de&ei=6YgKTOj-KdCLOLKIqeMC&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CEQQ6AEwBQ#v=onepage&q=Mediengesellschaft&f=false

(Seiten 265 ff.)

Vorweg: Es ist mehr geworden, als im Voraus gedacht...aber mir fiel immer mehr dazu ein

Viel Spaß beim Lesen



Dem Artikel, in dem er sich auf die englische Sprache und den Einsatz von Neuen Medien bezüglich unserer deutschen Sprachentwicklung bezieht, geht eine fundamentale Grundfrage voraus: Wieviel Sprachveränderung erwartet uns in der Zukunft, wenn die Sprachpflege an Bedeutung verliert?
Eine zentrale Rolle im Alltag jedes Durchschnittsdeutschen spielt die Nutzung des Internet. Durch die in den 90er Jahren rasante Zunahme der globalen, technologischen Vernetzung und der fast grenzenlosen Verfügbarkeit der zugehörigen Technik, wie Laptop oder Computer, kommt es zu einem vermehrten Gebrauch von Anglizismen und Fremdwörtern aus der englischen Sprache. Die USA ist weltweit angesehen in der Technologiebranche und somit wird durch die Herstellung einzelner Produkte und die Weiterentwicklung von medialen Materialien die englische Sprache durch Export und Import weitergegeben. Da das Wechseln zwischen zwei Sprachen (Deutsch und Englisch) als unbequem empfunden wird und die Bedeutung der einzelnen Begriffe angeblich durch komplizierte Wörter verloren geht, werden die englischen Bezeichnungen belassen. Die „Homepage“ wird im Duden als eine „im Internet abrufbare Darstellung von Informationen, Angeboten usw.“ deklariert. Es wäre ja auch zu einseitig, wenn es als „Heimseite“ oder „Hausseite“ betitelt werden würde. Außerdem kommt es vielen Menschen laut diversen Umfragen so vor die eigene Sprache sei dem Englischen gegenüber unästhetisch. Vergleicht man das gesprochene Deutsch und Englisch miteinander, so empfindet man die deutsche Wortmodelierung als hart und trocken, wohingegen das klanglich weiche, geschwungene Englisch wesentlich attraktiver wirkt. Die Sprachästhetik hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Sprachnutzung.
Diese positiv emotionalisierte Sprache nutzt aus diesem Grund die Werbung für ihre Zwecke, indem sie dem Käufer in Kauflaune versetzt, also positiv beeinflusst. Es wird eine warme, umschmeichelnde Grundstimmung geschaffen und der Käufer unter dem Einfluss der weichen, bequemen Audioalisierung zum Kauf animiert. Da heißt es dann „Shopping“ statt „Einkaufen“ und „Layout“ statt „Textgestaltung“. Die Wirkung der Sprache wird das entscheidende Nonplusultra für die deutsche Sprachnutzung. Und wird eine Sprache nicht genutzt, kann sie sich nicht entwickeln.
Ich verweise noch einmal auf die Wirkung:
Exemplarisch für die Nutzung der eigenen Sprache sind amtliche Dokumente, wie Anwaltsbriefe, Urkunden und Rechnungen. Das Ziel dieser Schriftstücke besteht meist darin, prägnant, verständlich – also in der Landessprache – eindeutig Fakten darzustellen. Dafür ist das Deutsche gut ausgelegt, denn eine eindeutige Bezeichnung für Straftaten, Unterhaltsurkunden und Gerichtsvorladungen ist von großem Vorteil. Die hierbei nutzbare negativ emotionalisierte Sprachästhetik, wie bereits genannt – vermittelt die Wichtigkeit und Nüchternheit der Sache, ja wirkt Druck auf den Empfänger aus. Da ist es in gewissem Maße nachvollziehbar, warum so viele Deutsche von ihrer eigenen Sprache Abstand nehmen. Da die Neuen Medien durch ihre Attraktivität „in diesem ziemlich einseitigen Entlehnungsprozess eine zentrale Rolle“( Helmut Glück) spielen, ist es ein Jammer, dass die Präsenz nicht für den Spracherhalt eingesetzt wird. Die Medien, die von der breiten Masse genutzt werden wie Internet, Handy, SMS, Fernsehen uvm. Sollen eigentlich die Kommunikation untereinander vereinfachen und dadurch fördern, dazu animieren, soziale Kontakte zu suchen, zu halten und zu vertiefen.
Durch die anthropologische Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit sind die Neuen Medien zu nicht mehr wegzudenkenden Kommunikationsmitteln geworden. Man möchte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn das globale Netzwerk für ein paar Stunden komplett aussetzen würde. Es käme einer Katastrophe gleich, das gesamte soziale, wirtschaftliche, politische System würde zusammenstürzen.
Aber nicht nur die globale Nutzung von Medien führt zu einer Sprachveränderung. Es kommt darauf an, wie der Umgang mit dieser Nutzung mit diesen erfolgt. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Informationen aus dieser Nutzung würde die Sprache nicht gefährden. Es ist zum Teil der Nutzer des Mittels an sich selbst derjenige, der den Sprachverfall vorantreibt. Die Journalisten, welche für ihre Recherche das Internet nutzen, um mit ihren englischsprachigen Kollegen Informationen über den neuesten Skandal bezgl. Paris Hilton auszutauschen, übernehmen rücksichtslos oder aus Bequemlichkeit und Zeitmangel englische Begriffe in ihre Artikel. Die Zeitung druckt – fördert! – und die allgemeine Bevölkerung liest es.
Die Wurzel der Verantwortungslosigkeit entspringt viel tiefer als man glauben möchte. Dabei beinhaltet doch das Studium des Journalismus das Erlernen eines sprachgewandten Umgangs mit Sprachen gleicht eher einem Deutsch-Sprach-Studium. Da stellt sich doch die Frage, wo denn nun die Wurzel des Übels beginnt?
Da Sprachpflege nur rudimentär erfolgt und sich in einer so schnelllebigen, anonymen Gesellschaft – trotz (oder gerade?) der Möglichkeit einer fast uneingeschränkten Kommunikation – nicht durchsetzen kann, wird unsere Sprache sich von ihren Ursprung wegentwickeln. In den Sprachästen der deutschen Linien fließen nun schon Französisch und Englisch mit hinein, sodass sich erahnen lässt, dass die germanische Sprache als einer der historischen Hauptäste nach und nach verloren geht. Oder zumindest von den anderen Sprache verschoben oder überdeckt wird.
Die Sturheit, mit der man sich kontinuierlich von der deutschen Sprache entfernt und auch als unwürdig ansieht, sich intensiv mit der Pflege auseinanderzusetzen, ist auch zurückzuführen auf die Zeit des Nationalsozialismus. Es möchte kein Deutscher mehr mit dieser grausamen Zeit der Massenvernichtung von Menschen in Verbindung gebracht werden, man versteckt sich hinter anderen Sprachen, um die eigene Identität zu leugnen.
Durch die Medien erfolgt auch ein Informationsaustausch, sodass mittlerweile alle Welt die geschichtlichen Hintergründe Deutschlands kennt. Fragt man einen britischen Austauschschüler, was ihm zum Deutschen einfällt, sind das Bier, Dirndl und Hitler. Der Deutsche möchte nicht mehr weiter in eine dieser Schubladen gesteckt werden und verdrängt somit sein einziges Erkennungsmerkmal: Seine Sprache. Dazu kann ich nur sagen, wenn man schon die Medien nutzt, sollte man sie auch richtig und kritisch nutzen: Adolf Hitler war Österreicher.
Die modernen Medien sollten sich ihrer Macht bewusst werden und als Mittel zur Sprachpflege und Aufklärung eingesetzt werden, um die deutsche Sprache zu schützen. Man darf nicht aus Ekel an historischen Unsinnigkeiten die eigene Sprache so stiefmütterlich behandeln, wie es zurzeit der Fall ist. Natürlich wurde die Sprache als Propagandamittel genutzt und ist dadurch auch beeinflusst worden. Aber die Sprache unterliegt, wie jeder weiß, einem Wandel durch die Veränderung der Gesellschaft. Wir sprechen heute nicht die Sprache des Nationalsozialismus, sondern die Sprache des 21. Jahrhunderts und dazwischen gab es auch noch die DDR und die BRD. Es ist an der Zeit, unsere deutsche Geschichte mit mehr Distanz zu betrachten, damit nicht auch noch die nachfolgenden Generationen von diesem Trauma beeinflusst werden. Denn solange, wie das in unseren Köpfen umherirrt, können wir keinen klaren Gedanken fassen – auf das Für und Wider der Nutzung der deutschen Sprache bezogen!
Weder in unserer Muttersprache noch in einem medienorientierten Anglodeutsch. Dies gilt es durch den Einsatz moderner Massenmedien umzusetzen.



"Der Mensch ist Herr der Gegensätze, sie sind durch ihn, und also ist er vornehmer als sie. Vornehmer als der Tod, zu vornehm für diesen – das ist die Freiheit seines Kopfes. Vornehmer als das Leben, zu vornehm für dieses – das ist die Frömmigkeit in seinem Herzen." Thomas Mann "Der Zauberberg"
 
Gehe zu:   
 

Impressum · Datenschutzerklärung · Einwilligungen