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Index » Sonstiges » Literarisch wertvolle Lieder und Songs
Autor Beitrag
Anrheiner

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Beigetreten: 26/06/2010 18:38:22
Beiträge: 52
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Guten Tag alle miteinander!

Jahr für Jahr wird ein gewisser Bob Dylan wegen seiner Texte als ein ernsthafter Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt.
Wie das nunmal so ist, habe ich mich gefragt, ob wir nicht auch Leute haben, die einfach verdammt, so richtig verdammt gute Lieder schreiben.

Aber ehrlich:
Wer ist da? Ein Friedrich Holländer der 1920 in seinem Fox Macabre so eindrucksvoll den Untergang der Weimarer Republik voraussah ist tot. Und Leute, die nicht nur singen, sondern auch etwas sagen sind rar. Leute wie Konstantin Wecker, Reinhard Mey, Hannes Wader usw. sind teils im Rentenalter und ehrlich: Wer da sonst zurzeit durch die Republik turnt...

Wer kennt Songschreiber und Sänger mit Texten, die eigentlich gar keine Melodie brauchen um Gedicht zu sein?


Ein Beispiel habe ich hier gefunden:

http://www.schlagsaite.com/index.php?option=com_content&task=view&id=62&Itemid=38

Seltsame Zeiten

(Worte und Weise: M. Breuer)



1. Wir, die wir diese Zeiten leben – weht nicht ein Wind frisch auf? Doch will

sich niemand mehr zum Sturm erheben? Bleiben wir steh’n und halten still?



2. Wir, die wir diese Zeit noch hoffen, ist nicht das Meiste schon gewiss?

Ohne uns die Wahl getroffen und uns verkauft als Kompromiss.



3. Wir, die wir diese Zeiten singen, wurd’ das nicht tausendfach gesagt?

Was hilft es, große Reden schwingen, wenn’s alle tun und keiner fragt.



Ref.: Dies sind die Tage der Unwägbarkeiten, die Stunden der Nichtigkeiten,

nur Augenblicke von Menschlichkeiten, dies sind seltsame Zeiten.



4. Wir, die wir weinbeseelt monieren und fluchen auf die Politik,

im Suff von „Morgen“ schwadronieren – und rudern anderntags zurück.



5. Wir, die wir alte Helden pflegen und schwätzen von Revolution,

woll’n wir denn wirklich ’was bewegen, was mehr als geist’ge Rebellion?



6. Wir, die wir Vielfalt proklamieren und explizieren auf Papier

und uns doch recht schnell kleinkarieren, wenn einer anders denkt als wir.



Ref.: Dies sind die Tage der Gangbarkeiten, nationale Obliegenheiten,

überspielte Verlegenheiten, dies sind seltsame Zeiten.


Präventive Vergesslichkeiten, kalkulierte Ungereimtheiten,

kollaterale Unvorstellbarkeiten.



7. Wir, die wir sonntags demonstrieren gegen Bush und Krieg, um dann

uns montags nicht zu int’ressieren, warum es nichts verändern kann.


8. Vom Irak und USA singen wir wieder, weil man’s griffig sagen kann.

Warum singen wir keine Lieder von Tschetschenien und vom Sudan?


Seltsame Zeiten, in denen wir leben, stark im Nehmen und hart im Geben.

Nur wenig ist echt, ist kostbar und gut,

ist der Mensch denn so schlecht, wie er manchmal tut?

Wenn wir heut’ Nacht Seit’ an Seite steh’n und darauf trinken, dass Zeiten vergeh’n,

stoßt an auf die Freunde, die uns begleiten – dies sind seltsame Zeiten!

This message was edited 1 time. Last update was at 02/07/2010 12:17:58


"Es stimmt: Eine Grille arbeitet nicht. Aber eine Ameise kann auch nicht singen."
Unbekannt
aus: Eduardo Galeano: Die Füße nach Oben
Loui

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Beigetreten: 04/06/2010 21:27:13
Beiträge: 52
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Tage wie dieser

Tage wie dieser
kommen nie wieder.
Tage wie dieser
sollten nie vergessen geh´n.

Du drehst dich um
und siehst sie wieder
Du drehst dich um und siehst in deinem Kopf die alten Bilder.
Spürst du noch immer nichts?

Du siehst das Licht irgendwo am Ende.
Der Augenblick ist jetzt und fließt wie Sand durch deine Hände.
Doch du hältst dich,
doch du hältst dich an ihm fest.

Tage wie dieser
kommen nie wieder.
Tage wie dieser
sollten nie vergessen geh'n.

Du sprichst nicht mehr
und siehst sie wieder.
Zerstückelt und zerstochen singen sie leise ihre Lieder.
Sprichst du noch immer nicht?

Sie haben gesagt, es würde Regen geben,
doch wir sitzen hier seit Stunden, trinken Wein
und sind einfach nur am Leben.
Bis unsre Welt zerbricht, es dunkel ist.

Tage wie dieser
kommen nie wieder.
Tage wie dieser
sollten nie vergessen geh'n.

Tage wie dieser
kommen nie wieder.
Tage wie dieser
sollten nie vergessen geh'n.

Und alles was uns bleibt
Ist ein neuer Morgen.
Du weißt,
was das heißt.

Und alles was uns bleibt
Ist ein neuer Morgen.
Du weißt,
was das heißt.

Tage wie dieser
Kommen nie wieder.
Tage wie dieser
Sollten nie vergessen geh'n.

Tage wie dieser
Kommen nie wieder.
Tage wie dieser
Sollten nie vergessen geh'n.

-Juli-


Digital ist besser

Auf der Strasse denken Leute:
Wie sieht der denn aus ?
Daß so Leute doof sind
setz ich als bekannt voraus

In einer Gesellschaft
in der man bunte Uhren trägt
In einer Gesellschaft wie dieser
bin ich nur im weg

Aber
Digital ist besser
Digital ist besser
Digital ist besser
für mich

Manchmal denk ich wie es wäre
wenn es nicht so wär
Ich wär wohl anders und
vielleicht wär ich auch glücklicher

In einer Freundschaft wie dieser
geht es nicht um Glück
In einer Freundschaft wie dieser
gibt es kein zurück

Aber
Digital ist besser
Digital ist besser
Digital ist besser
Für mich

-Tocotronic-

"Der Mensch ist Herr der Gegensätze, sie sind durch ihn, und also ist er vornehmer als sie. Vornehmer als der Tod, zu vornehm für diesen – das ist die Freiheit seines Kopfes. Vornehmer als das Leben, zu vornehm für dieses – das ist die Frömmigkeit in seinem Herzen." Thomas Mann "Der Zauberberg"
glupeyshina

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Beigetreten: 02/02/2012 14:18:25
Beiträge: 50
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Hallo Anrheiner! (Ich müsste schreiben: Hallo Nachbar! )

Es gibt viele deutsche Lieder, die ich sehr schön finde. Ich werde sie nicht alle von Anfang bis Ende zitieren, weil der Beitrag dann schlichtweg zu lang wird, obwohl ich mich sehr darüber gefreut habe, dass Du und Loui die kompletten Liedtexte aufgeschrieben haben. Ich werde mich auf die Ausschnitte beschränken, die mir am besten gefallen haben.

Immer wieder gerne höre ich Lieder von Ich+Ich zum Beispiel "Einer von zweien":

Einer von zweien
liebt immer etwas mehr
Einer von zweien
schaut immer hinterher
Einer von zweien
fühlt sich schwer wie Blei
und der Andere (der Andere)
...

Einer von zweien
grübelt zu viel
Einer von zweien
hat kein gerades Ziel

Ein anderes Lied mit gutem Text stammt von Jennifer Rostock: "Es tut wieder weh"

Meine Gedanken häng' wie Trauerweiden in der Luft
Und die Schwalben fliegen wieder tief
Dann seh ich deine Silhouette am Horizont da war das Monster, das so lange schlief

Du tauchst in mein Leben
Und ich spür', wie es sticht
Wie all' meine Hoffnungen an den Worten zerbricht
Du tauchst in mein Leben
Schürst aufs Neue die Glut
Und meine älteste Narbe spuckt wieder Blut

Besonders gut gefällt mir folgende Stelle:
Noch mit den Füßen I'm Feuer würd' ich schwörn' es ging mir nie besser,
Doch die Lüge ist kein Triumph.
Ich verteidige mein Wort schon seit Jahren bis aufs Messer
Doch das Messer wird mir langsam stumpf.

Texte von Juli, den Prinzen und Rammstein sind auch meistens sehr gut.

Hier zum Beispiel "Engel" von Rammstein:

Wer zu Lebzeit gut auf Erden
wird nach dem Tod ein Engel werden
den Blick Ògen Himmel fragst du dann
warum man sie nicht sehen kann

erst wenn die Wolken schlafengehn
kann man uns am Himmel sehn
wir haben Angst und sind allein
Gott weiss ich will kein Engel sein

Sie leben hinterm Horizont
getrennt von uns unendlich weit
sie mussen sich an Sterne krallen (ganz fest)
damit sie nicht vom Himmel fallen

erst wenn die Wolken schlafengehn
kann man uns am Himmel sehn
wir haben Angst und sind allein
Gott weiss ich will kein Engel sein.

Und als Rheinländer kennst Du sicher "Am Aschermittwoch ist alles vorbei" von Jupp Schmitz.

Trinke die Freude, denn heut ist heut.
Das, was erfreut, hat noch nie gereut,
Fülle mit Leichtsinn dir den Pokal:
Karneval, Karneval!
Hast du zum Küssen Gelegenheit,
Mensch, dann geh ran mit Verwegenheit.
Sag niemals nein: wenn das Glück dir winkt,
Bald das Finale erklingt:

Außerdem glaube ich, dass viele deutsche Chansons der 20er und 30er und auch viele Schlager der 50er und 60er sehr schöne Texte haben. Heinz Erhardt dichtete sehr schön, wobei ich mich nicht erinnern kann, ob er auch Lieder schuf, oder nur Gedichte. Wenn man ein bisschen rumstöbert findet man wirklich sehr, sehr schöne deutsche Lieder... Ansonsten gibt es ja immer noch ganz alte (klassische) Lieder, die auch wunderschöne Texte haben. Zum Beispiel "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist." von Johann Strauss.
Ich hoffe Dir gefallen einige von den aufgeführten Beispielen...






Das Leben birgt auch gute Stunden
hab Fischaugen am Strand gefunden
werd' sie auf meine Augen nähen
kann dich dann unter Wasser sehen.
-Till Lindemann
 
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