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Treffpunkt Konjugation

Das Forum für die deutsche Sprache

Index » Stil » Angst essen Sprache auf?
Autor Beitrag
Anrheiner

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Beigetreten: 26/06/2010 18:38:22
Beiträge: 52
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Andernsorts habe ich mich bereits über "Iron-Angie"'s Rede von der Alternativlosigkeit hergemacht und diese in die Aufforderung übersetzt "jetzt hört endlich mal auf nachzudenken, ich weiß wo es lang geht, (aber nicht wo uns das hinführt)."

Auch sonst - nicht nur bei Politikern - greift eine bemerkenswerte Neutralität um sich. Prominente, die sich zwar gegen Aids und Rechts stellen (das sei bei denkenden Menschen allgemein vorausgesetzt! Aber dass die das auch so offen bekennen... schon mutig! *Ironie-Modus aus!*), aber bei heiklen Angelegenheiten (gesellschaftliche Missstände, weltanschauliche Fragen oder gar Demonstrationen), bei denen es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt, die einen gewissen Informationsstand voraussetzen, den Kopf in den Sand stecken.

Alles im Namen einer vermeintlichen Korrektheit, die vor allem eines nicht zulässt: Meinungsvielfalt und Diskussion! Denn Worte werden so schwammig formuliert und so geschickt verklausuliert, dass sie nur deswegen mehrheitsfähig sind, weil ihr Inhalt zugleich derart aufgeweicht und sinnentleert wird, dass jeder seine Sicht der Dinge hineinprojizieren und sich somit darin wiederfinden kann. So werden neue Ausdrücke geschaffen und ein neuer Sprachstil geschaffen, der einfach nur die Angst des Sprechers/ Schreibers aufzeigt etwas falsches zu sagen / zu tun.
Das Ziel ist: Nicht anecken! Das Mittel: Ecken abschleifen!

Das Vokabular dazu spielt verstecken.
- wir müssen zusammenstehen => ich bin hier und habe die richtige Meinung, jeder ist willkommen sich mir anzuschließen
- Du hast eine tolle Personality (Heidi Klum) => Du hast eine ansprechende Ausstrahlung. Du wirkst sympathisch. - Der Anglizismus bewirkt den unangebrachten Rückschluss von äußerlichem Erscheinen auf die Charakterwerte, vom Schein auf das Sein.
- Da muss man auch manchmal kompromisslos sein (Joachim Löw) => Ich bin der Trainer. Wenn die Spieler nicht so wollen, wie ich will, kann ich auch andere Saiten aufziehen.
- Wir haben ein offenes Gespräch geführt... => Bei uns sind die Fetzen geflogen
- ... und die Probleme klar benannt => und sind zwar der Lösung keinen Schritt näher gekommen, aber wir wissen wenigstens warum

... gibt es noch andere Beispiele, Symptome? Gibt es andere Meinungen? Ich bin gespannt.

This message was edited 1 time. Last update was at 19/07/2010 12:18:09


"Es stimmt: Eine Grille arbeitet nicht. Aber eine Ameise kann auch nicht singen."
Unbekannt
aus: Eduardo Galeano: Die Füße nach Oben
AnderAgger

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Beigetreten: 30/07/2010 14:34:14
Beiträge: 43
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"Wir melden uns bei Ihnen!"

- Kann alles heißen, von "In den nächsten Tagen rufen wir zurück" bis "Da können Sie lange drauf warten!"

"Hat sich bemüht...."

- Aber nichts geschafft.

"Wenn Sie diese Therapie ablehnen, kann ich Ihnen auch nicht helfen!"

- "Halt deine Klappe und schluck´ die Pillen, die ich dir verordnet habe!"
[WWW]
Tina

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Beigetreten: 14/07/2010 00:31:40
Beiträge: 53
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Du, da machen wir jetzt einfach mal 'nen Cut!
>> Ich finde wir sollten die Thematik nicht weiter vertiefen und uns einem anderen Thema zuwenden.

Die geschätzen Kosten belaufen sich round about auf 150 Millionen Euro.
>> Die geschätzen Kosten belaufen sich in etwa auf 150 Millionen Euro.

Ich brauch 'nen Break!
>> Ich benötige dringend eine Pause.

Was gibt es bei Dir heute zu Lunch?
>> Was gibt es denn heute bei Euch zum Mittagessen?

Hast Du schon den neuesten Gossip über Boris gehört?
>> Hast Du das Neueste über Boris schon gehört?

... ich glaube die Beispiele sind nahezu unendlich weiterzuführen

Guten Tag!
Lieben Gruß,
Tina
lobolina

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Beigetreten: 07/09/2010 16:01:11
Beiträge: 39
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Hallo Ihr Drei,

dieses „Nicht-Anecken“ hat sich nicht nur in der Wirtschaft richtig breit gemacht. Die Sprecher haben einfach solche Angst, etwas Falsches von sich zu geben und damit ihre Position zu riskieren, dass jegliche „Diplomatie im Miteinander“ noch überboten wird. Gerade auch aus den sogenannten Managern, die noch Höheren berichten müssen, bekommt man oft keine anständige Meinungsäußerung oder Entscheidung zu hören. Leider verleitet die englische Sprache oft zu schwammigen Kommentaren und Aussagen.

Auf der anderen Seite kann diese denglische Sprache schon Spaß machen (mir als Übersetzerin - leider schon viel zu sehr - ins Blut gegangen), und ist auch aus dem heutigen Leben nun wirklich nicht mehr wegzudenken – denkt nur alleine an die Computersprache...
Internet – Zwischennetz
Homepage – Heimatseite
Screenshot - Bildschirmschuss

Dann fällt mir noch das „CU“ (see you – wir sehen uns) ein, was leider auch oft gebraucht wird mit dem Gedanken „ruf mich bloß nicht an, wir sehen uns (irgendwann, hoffentlich nicht)“.

Mit einem herzlichen „freut mich, von Euch zu hören!“ verbleibt

Lobolina
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Undine

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Beigetreten: 06/09/2010 11:25:24
Beiträge: 50
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Hallo zusammen,

seit längerem wird die political correctness weitesgehend praktiziert, was an sich ja nichts Schlechtes ist. So möchte man auf die Errungenschaften der Emanzipation eingehen und verwendet extra auch die feminine Version, also SchülerInnen, StudentInnen, Genossen und Genossinnen usw. Das finde ich im Sinne der Gleichberechtigung schon sinnvoll und ansprechend. Außerdem möchte man durch neutrale Formulierungen nicht anecken und Leute aufgrund von Rasse oder Religion diskriminieren. So kommen dann erwähnte Phrasen und Formulieren zustande, denn man möchte niemandem auf den Schlips treten. Allerdings ist das dann manchmal etwas schwammig. Gerade Politiker müssen eben auch diplomatisch sein können. Manchmal ist ein klares Wort allerdings erwünscht und hilfreich!

Viele Grüße!
Undine
 
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