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Treffpunkt Konjugation

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Index » Sonstiges » Freiheit - Leitmaxime unserer Kultur oder nur ein Wort mit vielen Gesichtern?
Autor Beitrag
Anrheiner

Normal

Beigetreten: 26/06/2010 18:38:22
Beiträge: 52
Offline

Hallo alle miteinander,

vielerorts lese ich - auch in diesem Forum - von sprachlichem Banausentum, das sich nicht mehr so recht festzulegen vermag und das eigentlich nur ein Ziel hat: Die Weigerung eine klare Position einzunehmen zu verschleiern.

Und da dachte ich mir: Gehen wir doch einmal in medias res und befassen uns mit einem der meist gebrauchten Worten der politischen Bühne: Der Freiheit!
George W. Bush rechtfertigte den Irakkrieg mit der Verbreitung der Freiheit (und erhielt dabei hauptsächlich Beifall aus den Reihe derer, die "Liberaler" also "Freiheitlicher" als ein Schimpfwort ansehen) und der Swingbandleader Glenn Miller sagte in Rundfunkprogandasendungen den deutschen Soldaten "America means Freedom and there ist no better Expression of Freedom than music." Was mit "Freiheit" gemeint ist, wird in beiden Fällen nicht gesagt. Ebenso wenig erfahren wir, was Frau Merkel meint, wenn sie sagt, sie sei für die Freiheit. Alle politisch gebildeten Menschen kennen die freiheitlich demokraktische Partei (FDP), aber was bedeutet Freiheit eigentlich? Was bedeutet UNS Freiheit?

Den bekannten Satz von Gertrude Stein abwandelnd, könnte man sagen "Freiheit ist Freiheit ist Freiheit." Ist Freiheit ein Wort, das keinerlei weiterer Erklärung bedarf? Oder bedarf "Freiheit" einer Definition, um Vollgültigkeit zu erlangen?

Ein kurzer schon der Länge wegen unzureichender Versuch meinerseits, den ich zur Diskussion stelle:
Freiheit kann nicht alleine stehen ohne in seiner Bedeutung indifferent zu werden. Freiheit muss auf etwas Bezug nehmen. Wenn Rosa Luxemburg sagt "Freiheit ist immer die Freiheit des Anderen", so ist der Andere hier das eigentliche um das es geht. Reden wir von "freien Märkten", so sind die Märkte das Thema und nicht die Freiheit. Freiheit an sich ist schwer denkbar, denn sie lebt von der Abgrenzung zur Unfreiheit und auch diese muss erst definiert werden. Für den Kapitalisten ist der Inbegriff des unfreien Marktes die Planwirtschaft, für den Sozialisten ist der Inbegriff der Unfreiheit das kapitalistische System und die wahre Freiheit erst mit der Diktatur des Proletariats erreicht. Und so ist die Freiheit ein Wort, das eigentlich wie dafür geschaffen ist, mit ihm Schindluder zu treiben, indem man die grundsätzliche positive Setzung des Wortes aufgreift, aber den Inhalt selbst bestimmt und dadurch die Möglichkeit hat, diesen darin transportierten selbst bestimmten Inhalt selbst positiv zu setzen.

This message was edited 1 time. Last update was at 04/08/2010 17:13:31


"Es stimmt: Eine Grille arbeitet nicht. Aber eine Ameise kann auch nicht singen."
Unbekannt
aus: Eduardo Galeano: Die Füße nach Oben
 
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