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Treffpunkt Konjugation

Das Forum für die deutsche Sprache

Index » Stil » Kinder und Sprache
Autor Beitrag
naknak85

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Beigetreten: 10/09/2010 12:00:34
Beiträge: 76
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Ist euch schonmal aufgefallen, dass wenn Kinder zB von einem Geburtstag wiederkommen, sie anders reden? Bei uns gibt es eine Familie, bei der das "r" extrem gerollt wird, die Kinder übernehmen das natürlich und wenn mein Bruder bei denen war und nach Hause gekommen ist, hat er noch ca eine Stunde so geredet
Kennt ihr das? Ich finds sehr interessant!
schokomonster86

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Beigetreten: 22/12/2010 20:35:45
Beiträge: 6
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naknak85 wrote:Ist euch schonmal aufgefallen, dass wenn Kinder zB von einem Geburtstag wiederkommen, sie anders reden? Bei uns gibt es eine Familie, bei der das "r" extrem gerollt wird, die Kinder übernehmen das natürlich und wenn mein Bruder bei denen war und nach Hause gekommen ist, hat er noch ca eine Stunde so geredet
Kennt ihr das? Ich finds sehr interessant!


Hallo, naknak85.

Das ist mir u.a. bei meinen Nachhilfeschülern aufgefallen. Wir haben einen spanischen Schüler, der das "R" stark rollt. Ich habe dann mitbekommen, wie eine andere Schülerin versucht hat so wie er zu reden, damit er sie besser versteht. Dabei hat sie das R in "Meer" gerollt . Interessantes Phänomen.
5ivesta

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Beigetreten: 23/12/2010 20:06:14
Beiträge: 50
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Hallölchen,

ja das stimmt. Wenn meine Kleine aus dem Kindergarten kommt dann spricht sie auch immer erstens viele neue Wörter, was ja super ist, aber viele Wörter die sie schon kannte, spricht sie ganz anders aus. Zum Beispiel hat sie das Wort NASE immer ganz normal zuhause ausgesprochen, tja, da kam sie letztens von der Oma nach einer Nacht nach Hause und hat das Wort NASE mal gaaaannzz laaannngg gezogen und seit dem macht sie das noch zwischendurch mal öfter. Manchmal klingts ja süß, doch gerade bei diesem Wetter, wenn die Nase immer läuft und sie auf die Nase zeigt und ein Taschentuch haben möchte und das zich mal in der Stunde, kanns auch blöde werden wenn das Wort sooooo llaaannnnggg gezogen wird

Liebe Grüße Kat
Almut

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Beigetreten: 30/12/2010 09:39:52
Beiträge: 88
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Hallo,
mir persönlich ist das bei Kindern noch nicht so aufgefallen. Aber das könnte vielleicht daran liegen, dass ich noch jung bin und keine eigenen Kinder habe.
Schon aufgefallen ist mir dieses Phänomen allerdings bei mir selbst. Einmal war ich zum Schüleraustausch in Frankreich. Und abends am Esstisch habe ich auf die Frage, ob ich noch Brot wolle, erstmal schön mit "oui"geantwortet. Ein anderes Mal war ich in Thüringen und Sachsen für eine Woche, kam zurück und hatte irgendwie das Gefühl leicht zu sächseln. Naja, in Zukunft könnte ich ja mal darauf achten, ob andere Leute ihre Aussprache oder Wortwahl durch den kurzen Einfluss anderer Leute verändern.
Liebe Grüße, Almut
Hans Hansen

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Beigetreten: 13/12/2010 17:21:43
Beiträge: 50
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Mir ist diese Phänomen bisweilen auch schon aufgefallen. Ich bin zum Beispiel als jugendlicher nach Hamburg gezogen. Bis dahin hatte ich perfektes Hochdeutsch gesprochen. Dabei ist es allerdings nicht sehr lange geblieben. Es geht recht schnell sich gewisse Eigenheiten der Sprache anzunehmen. Das geschieht zumest unterbewußt, hat aber viele Vorteile. Zum einen fällt es dann nicht mehr so sehr auf, daß man woanders herkommt. Außerdem gibt es einem das Gefühl der Zugehörigkeit.
Auch im Englischen ist es mir schon recht deutlich aufgefallen, wie sehr sich die Sprache ändert. Ach was für ein schönes britisches Englisch haben wir nicht in der Schule gelernt. Das spricht man allerdings auch nur so lange bis man in den Vereinigten Staaten gewesen ist. Dort geht es auch wieder rasend schnell bis seine Aussprache sich nach perfektem amerikanischen Englisch anhört.
Laura

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Beigetreten: 14/10/2011 20:12:49
Beiträge: 106
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das Phänomen kenne ich: habe mir durch meinen Lebenslauf (Schulzeit im Ruhrpott, Studium in Baden-Württemberg, jetzt lebe ich wieder in NRW) auch alles mögliche angeeignet, das sich durchschlägt, wenn ich zB mit meiner besten Freundin spreche – unter uns können wir reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist... mir passiert es da manchmal, dass Hochdeutsch sich mit Ruhrpott-Schnauze, Jugendsprache a la "weißtu, Alta?" und dem Dialekt vermischt, den sie in der Ecke Mannheim/Heidelberg sprechen *lach*
Francar

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Beigetreten: 14/11/2011 22:15:37
Beiträge: 50
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Oh ja, das ist ein interessantes Thema. Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit und wie mir das selbst auch passiert ist. Meine Oma hatte eine Freundin, die mindestens ein Mal im Jahr zu Besuch kam. Sie brachte ihre Enkelin mit, die im gleichen Alter war wie ich. Ich komme aus dem wundervollen Thüringen und meine damalige Freundin kam aus Hamburg. Oh Gott, ich kann euch sagen. Nach drei Wochen hätte ich nach Hamburg ziehen können und keiner hätte mir geglaubt, dass ich aus dem Osten komme. Komischerweise habe ich ihren Dialekt angenommen, obwohl wir ja bei mir zuhause waren.

Ich glaube je älter man wird, umso weniger macht man das. Ich hatte in meiner Schulzeit einen Schüler aus Berlin in meiner Klasse, der zugezogen war. Er hat sich nicht unseren Dialekt angenommen, und ich habe ihn auch nie anders reden hören.

Klasse Thema!
bcm1979

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Beigetreten: 14/11/2011 22:25:48
Beiträge: 34
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Nachdem ich gerade feststellen mußte, daß dieses Thema doch für einige Foren- Mitglieder interessant zu sein scheint, will ich mich dazu auch mal kurz äußern.

Ich habe das in der Kindheit auch an meiner Schwester konstatieren "müssen", die um einige Jahre jünger ist als ich selbst. Meine Mutter bzw. Gleichaltrige konnten mir das Phänomen damals nicht erklären.

Vor drei Jahren trug ich mich allerdings mit dem Gedanken, "Bildung und Erziehung in der Kindheit" in Nordhessen zu studieren, und lauschte daher einer für dieses Thema interessanten pädagogischen Vorlesung.
Aus dieser möchte ich nur kurz zusammengefaßt das zitieren, was mir von damals noch im Kopf geblieben ist:

Kinder lernen alles (so unter anderem auch die Sprache) mittels dreier Vorgehensweisen; die Häufigkeit der Anwendung derselben ist abhängig vom Alter des Kindes. Ich habe diese Vorgehensweisen hier mal chronologisch nach dem Alter und der Häufigkeit der Anwendung geordnet, wobei ich nicht behaupte, daß man nicht zeitlebens- mehr oder weniger- alle drei Lerntechniken anwendet:

1. "Imitation": Das Kind macht einfach alles nach, was ihm vorgemacht wird;
2. "Variation": Bereits gelernte Handlungen werden modifiziert, um sie an spezielle Situationen anzupassen;
3. "Trial and Error": Da man keinerlei Vorerfahrungen auf einem speziellen Gebiet hat, versucht man einfach die logischste Herangehensweise. Scheitert sie, wird sie beim nächsten Auftreten derselben Situation durch eine andere logische Herangehensweise ersetzt. Ist man in einer Situation erfolgreich, bleibt die Handlung erhalten und kann beim nächsten Auftreten der Situation variiert oder vollständig beibehalten werden.

Die in "" gesetzten Lerntechniken sind keine wissenschaftlichen Fachbegriffe, sondern wurden von mir frei gewählt, quasi um "Überschriften" zu den einzelnen Techniken zu liefern; die tätsächlichen Begriffe sind mir leider entfallen und somit nicht mehr präsent.

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Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
Beiträge: 150
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@bcm1979: Danke für deinen Beitrag. Der warf ihn mir gerade folgende Frage auf:
Inwiefern bedingen Spiegelneurone und dadurch entstehende Empathie die Qualität der sprachlichen Imitation?
Bei näherer Betrachtung fällt mir auf, dass Freunde und Bekannte in meinem Umfeld die besonders empathisch reagieren, häufig auch eine Begabung für die Übernahme von Aussprache haben. Bestes Beispiel: Eine Freundin von mir, Kanadierin, war für 7Jahre in Deutschland. In den letzten zwei Jahren arbeitete sie hier sehr erfolgreich mit obdachlosen Jugendlichen und übernahm Dialekt und Redewendungen in wenigen Minuten – egal in welcher Stadt sie sich befand. Auch nach ihrem Umzug nach England gelang ihr das ganz individuell und problemlos.

Vielleicht sind die Spiegelneurone bei Kindern tendenziell besser ausgebildet und daher fällt ihnen auch die sprachliche Imitation leichter.
bcm1979

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Beigetreten: 14/11/2011 22:25:48
Beiträge: 34
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@ Gretchen0910:

Zwar wurde die von Dir in den Raum gestellte Frage im Rahmen der von mir gehörten "Schnupper-" Vorlesung nicht thematisiert (wie hätte man auch auf alle sich eventuell stellenden Fragen binnen 6 Stunden haarklein eingehen können?), jedoch habe ich nach reiflicher Überlegung dazu folgende Hypothese:

"Empathie fördert die Adaption an Dialekte".

Zur Begründung:

Während Kinder eine hoch empathische Beziehung zu ihren Eltern, insbesondere der Mutter, haben, legen Jugendliche eine große Affinität zu ihrer Peer.Group, also Nahezu-Gleichaltrigen, an den Tag.
Kinder übernehmen eventuell vorhandene Dialekte der Mutter problemlos und unreflektiert und tun dies nicht nur in Ermangelung anderer Vorbilder, sondern weil sie eine besondere Bindung zur Mutter haben.

Bei Jugendlichen sieht der Sachverhalt schon anders aus: Sie haben zwar auch eine gefühlsmäßig aufgeladene Beziehung zu ihrer Peer-Group, können aber, zumal ihnen auch andere Beispiele von Dialekten bekannt sind, wählen, ob sie bereit sind, den "Slang" der Gleichaltrigen zu übernehmen. Des weiteren ist die emotionale Verbindung zu Letzteren erheblich geringer als zur Mutter im Kindesalter.

Im reiferen und höheren Alter eines Menschen "kühlen die Beziehungen zumeist ab", d. h., sie rücken auf ein weniger emotionales, sprich rationaleres, Niveau. In dieser Zeit übernimmt man Dialekte nur noch selten oder nie, vielmehr verharrt man eher in dem Dialekt, den man sich zeitlebens angeeignet hat.

Dies ist selbstverständlich nur eine Hypothese und müßte gegegbenenfalls unter Hinzuziehung wissenschaftlicher Studien untersucht werden.

This message was edited 1 time. Last update was at 25/11/2011 09:43:17


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Esokiller

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Beigetreten: 24/11/2011 15:02:51
Beiträge: 50
Standort: Sicherheitsbeauftragter Securitas GMBH
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Guten Tag Lieber User.
Es hängt davon ab welchen Dialekt sie Sprechen, es ist klar das einige den einen oder anderen Buchstaben rollen.
Wir Ruhrpotter beispielsweise nehmen sogar Buchstaben raus,

Beispiel:
Was (Dazu sagen wir Wat oder Wa)
Das (Dazu sagen wir Dat)

Das sind jetzt grobe Beispiele die wir in manchen Sachen verwenden, was ich damit sagen will , die einen Rollen und ziehen es in die Länge die einen Kürzen es ab also meiner Meinung nach ist es bei jedem Anders Bezüglich der Dialekte und deren Herkunft.

Solltest du weitere Fragen haben, dann schreibe sie uns wir versuchen zu helfen

Mit freundlichen Grüßen
Alex
[WWW]
Gretchen0910

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Beigetreten: 17/11/2011 16:29:32
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bcm1979: Deiner Hypothese würde ich in großen Teilen zustimmen wollen. Diese aber auch noch um einen Punkt ergänzen, der begründen könnte, warum Kinder zu einer schnelleren Adaption an Gehörtes fähig sind.

Die Lateralisierung, also Spezialisierung, des Gehirns ist bei der Geburt noch nicht abgeschlossen. Daher hören Kinder auch noch viele unterschiedliche Laute, die Erwachsenen nicht als unterschiedlich auffallen. Im Laufe der Zeit erfahren sie jedoch eine Konditionierung auf bedeutungsunterscheidende Laute und nehmen andere Laute, die nicht der Bedeutungsunterscheidung dienen, nicht mehr so deutlich wahr. Daher ist es für Erwachsene meist auch schwieriger eine neue Sprache so zu erlernen, dass sie der Aussprache nach ein muttersprachliches Niveau erreichen – schlicht weil sie es nicht mehr richtig hören können.

Dass empathische Menschen dazu neigen auch in der Aufnahme von Aussprache / Dialekt effektiver zu sein, könnte also auf einen Zusammenhang zwischen Lateralisierung und Aktivität der Spiegelneurone hinweisen.
 
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