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Treffpunkt Konjugation

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Autor Beitrag
Undine

Normal

Beigetreten: 06/09/2010 11:25:24
Beiträge: 50
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Hallo,

vor allem im Norden Deutschlands, also in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Ostfriesland wird platt geschnackt. Es ist wie eine eigene Sprache! Damit sie nicht in Vergessenheit gerät, muss Plattdütsch immer wieder lebendig gehalten werden. Zum Beispiel wird auch im Ohnsorg-Theater niederdeutsch gesprochen.
Hier möchte ich eine kleine Geschichte auf Platt aufschreiben! Ihr könnt ja mal testen, ob ihr es versteht. Die Übersetzung folgt obendrauf! Viel Spaß!

Dat Jahr

Nu brennt dat sachen dal, dat ole Jahr. Vör twölv Maanden hebbt wi dat witte Licht ansteken, hebbt mit grote Ogen henkeken, wo´t anfung to lüchten, hebbt uns hoegt över den niegen Schien.
Nu brennt dat sachen dal. Dar sackt en Stremel Tiet weg, de nümmer werrer kümmt. De Ewigkeit steiht groot un düster achter uns un vör uns. Laat uns nu man vergnöögt en nieges Licht ansteken, dat wi den Weg sehn koent, de vör uns liggt.
Ansteken koent wi Minschen dat Licht ja, aber dat Licht sülvst gifft uns de Herrgott, un wi moet dat so nehmen, as dat is, - mag´t hell brennen, mag´t swälen un flackerig sien.
Ach, dar is soveel Wind in de Welt, de uns dat Licht nicht günnt! Laat uns de Hänn´dar över holen, wenn he uns den warmen Schien utpusten woelt. Laat uns den Herrgott üm en godes, reines un helles Licht beden för dat tokamen Jahr. Twölf langen Maanden stellt he dar vör uns hen, un wi moet dat Licht nützen. Jedesmal kann´t dat letzte sien, wat uns schenkt is.
Mit de Jahren brennt uns´Leben dal. Un dat gifft mennigeenen, de sitt tiedlebens in´n Düstern, de weet sien Licht gar nich en beten to "sneuzen", dat´t heller schient, gar nicht en beten höger to stellen, dat de Schien grötter ward. De Herrgott hett und doch alltomal so´n feine Dochtscheer geben: de Tofredenheit. Aver veel Lüüd smiet´düsse Dochtscheer weg oder laat se verrosten - un wunert sik denn, wenn se´n ol swälig, stickig und flackerig Jahr kriegt.
Dar laat uns an denken! Denn ward dat ok en glücklich un gottsgnadig Jahr! (Ferdinand Zacchi)

Das Jahr

Nun neigt sich das alte Jahr seinem Ende zu. Vor zwölf Monden haben wir das weiße Licht angesteckt und haben mit großen Augen geschaut, als es anfing zu leuchten. Nun sackt ein Zeitabschnitt weg, der nie mehr wieder kommt. Die Ewigkeit steht groß und düster hinter und vor uns. Lasst uns mal vergnügt ein neues Licht anstecken, damit wir den Weg sehen können, der vor uns liegt.
Anstecken können wir Menschen das Licht ja, aber das Licht selbst gibt uns der Herrgott, und wir müssen es so nehmen, wie es ist - mag es hell brennen, mag es schummerig und flackrig sein.
Ach, da ist soviel Wind in der Welt, der uns das Licht nicht gönnt! Lasst uns die Hände darüber halten, wenn er uns den warmen Schein auspusten will. Lasst uns beim Herrgott um ein gutes, reines und helles Licht beten für das kommende Jahr. Zwölf lange Monde stellt er da vor uns hin, und wir müssen das Licht nutzen. Jedes Mal kann es das letzte sein, was uns geschenkt ist.
Mit den Jahren brennt unser Leben herunter. Und es gibt viele, die sich zeitlebens im Düstern befinden und nicht für Licht beten, damit es heller scheint oder es ein bisschen höher stellen, damit der Schein größer wird. Der Herrgott hat uns doch eine feine Waffe gegeben: die Zufriedenheit. Aber viele Leute schmeißen diese Waffe weg oder lassen sie verrosten - und wundern sich dann, wenn sie stickige und flackerige Jahre bekommen.
Daran lasst uns denken! Dann wird es auch ein glückliches und gottesgnädiges Jahr!

Gruß
Undine
19jolie86

Normal

Beigetreten: 21/03/2011 11:11:39
Beiträge: 50
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Man mag es nicht glauben, aber auch Plattdeutsch hat eigene Regeln für Rechtschreibung und Grammatik. Viele denken wahrscheinlich, dass man so schreibt wie man spricht. Ich habe im Internet die entsprechenden Regeln gefunden:
„Die hochdeutsche Rechtschreibung, die mehr und mehr in die plattdeutsche Rechtschreibung eingedrungen ist, geht von einem unveränderlichen Wortstamm aus. Auch wenn sich Silbengrenzen ändern bleibt der Wortstamm erhalten. Dadurch sind sehr viele Rechtschreibregeln erforderlich. Da diese für die Plattdeutsche Sprache nicht vorgeschrieben sind, muss es zwangsläufig zu einem Wirrwarr an Schreibweisen kommen. Um dem vorzubeugen bietet es sich an, phonetischen Gesichtspunkten zu folgen. Daher ist der Ausgangspunkt des hier wiedergegebenen Sprachschatzes die gesprochene Silbe in Verbindung mit dem Wortstamm, wie sie in der niederländischen Sprache oder auch im nord- niederdeutschen Sprachraum verbreitet ist. So lassen sich die Regeln auf ein Minimum reduzieren.
§1 Es gilt die Großschreibung für Wörter am Satzanfang sowie für Hauptwörter und persönliche Anreden.
§2 Ausgangspunkt ist die gesprochene Silbe. Ändern sich die Silbengrenzen, ändert sich auch die Schreibweise.
Beispiele: Baan = Bahn >> Ba•nen = Bahnen; Schien = Schein >> Schi•ne = Scheine statt Schiene;
Pin = Stift >> Pin•ne = Stifte; plat = flach >> plat•te = flache
§3 Der Wortstamm wird berücksichtigt.
Beispiele: Kuorw = Korb statt Kuorf >> Küör•we = Körbe; Kring = Kreis statt Krink >> Krin•ge = Kreise.
§4 Worttrennungen erfolgen stets am Silbenende.
Beispiel: Püüs•ter = Gewehr.
§5 Das Dehnungs-e wird nur beim Selbstlaut i geschrieben, um Verwechslungen mit dem Umlaut ü bei handgeschriebenen Schriftstücken zu vermeiden.
Beispiele: Wien = Wein; mien = mein; liek = gleich.
§6 Das Dehnungs-h wird nicht verwendet.
§7 Lang gesprochene Selbst- und Umlaute werden am Silbenende einfach geschrieben.
Beispiele: Ve = Vieh; to = zu; mi = mir; sü = siehe.
§8 Lang gesprochene Selbst- und Umlaute werden in geschlossenen Silben und am Silbenanfang verdoppelt.
Beispiele: Muul = Maul; uut = aus.
§9 Allein gesprochene Selbst- und Umlaute werden einfach geschrieben.
Beispiele: A•pe = Affe; a•wat = ach was.
§10 Kurz gesprochene Selbst- und Umlaute werden einfach geschrieben; daher erübrigt sich die Mitlautverdopplung am Silbenende.
Beispiele: Ülk = Iltis; of = ob; düt = dies.
§11 Das gequetschte e wird durch ein e mit einem Trema ausgedrückt.
Beispiele: guët = gut, Rië•kel = männlicher Hund.
§12 Eine Mitlautverdopplung innerhalb einer Silbe gibt es nicht.
Mit diesen zwölf Regeln lässt sich der plattdeutsche Wortschatz unter Beachtung der nachfolgenden Erläuterungen der Betonung und Aussprache eindeutig schreiben. Ausnahmen sind nicht erforderlich.
Dies gilt für alle plattdeutschen Dialekte, da der Schreibweise die jeweilige Aussprache zugrunde liegt!"

This message was edited 1 time. Last update was at 29/03/2011 17:26:41


„Wir Deutschen haben die Welt beherrscht, fremde Völker, die Nordsee und die Natur - den Konjunktiv nie.“
Dieter Hildebrandt (*1927), dt. Kabarettist
 
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